Donnerstag, 19. November 2015

16-11-2015
So, jetzt kommt mal wieder ein Post von mir, diesmal leider ohne Fotos, weil die Internetverbindung hier im Moment sehr schlecht ist und das ewig dauern würde :P Hole ich aber noch nach! :)
Projekt
Die Woche darauf fing dann endlich die Schule an und somit auch unsere Projekte. Mein erster Arbeitstag war im „Collège Protestant“, das glücklicherweise direkt neben unserem Haus ist. Dort arbeitet seit einem halben Jahr Lukas, auch Freiwilliger aus Deutschland, den ich schon vor dem Projektbeginn kannte und der mir in den ersten Wochen alles zeigte. So lernte ich schon die Blindenschrift Braille, sowie die Arbeit mit den Schreibmaschinen und dem Computer. Auf diesem ist ein Programm installiert, das Word-Dokumente in Braille umwandelt, was für unsere Arbeit sehr genial ist. Der dazugehörige Drucker erleichtert zudem unsere Arbeit. Unsere Arbeit besteht darin, Klausuren zu übersetzen, Bücher und andere Dokumente in Braille auszudrucken und den Blinden Nachhilfe zu geben, sowie diesen bei Problemen jeglicher Art zu helfen. Ich arbeitete die ersten 4/5 Wochen im Collège Protestant, um dann ins Collège Polyvalent zu wechseln, eine weiter Schule, in der Blinde in den Unterricht integriert werden. In den ersten Wochen lernten wir auch Jean-Luc kennen, der für einige Wochen aus Frankreich nach Togo als Volontär gekommen ist. Da er in Frankreich viele Jahre mit Blinden gearbeitet hat, war er uns eine Riesenhilfe und er brachte sehr viele neue Ideen mit. So bringt er den Blinden das richtige Führen des Blindenstocks bei, arrangierte, dass wir einen Plan des Schulgeländes für Blinde bastelten, fuhr mit einigen bereits ins Krankenhaus um Sehtests zu machen und anschließend Brillen zu kaufen. Zudem motivierte er uns auch, Ideen nicht aufzugeben und zeigte uns wie schnell man mit einfachen Mitteln sehr viel ändern kann.
Am 14. Oktober sollte ich dann eigentlich im Collège Polyvalent anfangen. Leider war ich mal wieder krank (zwei Wochen vorher hatte ich schon zweimal Malaria und eine Infektion) und nachdem ich im Krankenhaus auf Malaria getestet wurde, fiel das Ergebnis, oh Wunder!, positiv aus. Die Mücken scheinen mich hier also sehr zu mögen. Da ich eine Woche später noch ein zweites Mal Malaria hatte, verbrachte ich letztendlich fast drei Wochen zu Hause und mir ging es nicht so super. Man muss allerdings sagen, dass Malaria generell meistens sehr unspektakulär verläuft.
Als es mir dann wieder einigermaßen gut ging, konnte ich dann auch endlich im Collège Polyvalent anfangen. Dort bekam ich einen Platz im Lehrerzimmer und direkt schon Texte zum Übersetzen. In der ersten Woche schaute ich mir das Schulgelände an, lernte die sechs Blinden der Schule, sowie einige Lehrer kennen, machte schon mal einen Plan des Geländes und redete mit dem Direktor über meinen Wunsch, die Blinden in den Sportunterricht zu integrieren (bis jetzt dürfen sie nicht mitmachen). Das Gespräch verlief sehr positiv und so freue ich mich schon auf die Umsetzung.  Nachmittags lernte ich die Wohnung der Blinden kennen und gab ihnen das erste Mal Englisch-Nachhilfe. Bis jetzt bin ich sehr glücklich, da wir uns super verstehen und schon sehr viele gemeinsame Interessen entdeckt haben. So wollen wir gemeinsam Musik machen, Fußball spielen, ich möchte deren Kirche kennen lernen (sie gehen zusammen in eine baptistische Kirche). Was mich zudem sehr gefreut hat, war das Kennenlernen einiger sehr motivierter Lehrer. So zeigte der Französischlehrer Interesse, Braille zu lernen, damit er selbst besser mit den Blinden arbeiten kann und der Musiklehrer, der ein Klavier zu Hause hat, was hier sehr selten ist, ist bereit, die Blinden auch auf dem Klavier spielen zu lassen. Das hört sich jetzt vielleicht alles nicht so besonders an, da es in Deutschland selbstverständlich ist, dass Blinde zahlreiche Aktivitäten machen können. Hier ist das aber leider nicht so selbstverständlich und die Blinden verbringen ihre Freizeit größtenteils zu Hause.
Das war der Stand vor zwei Wochen. Mittlerweile hat sich schon einiges weiterentwickelt. Erst kürzlich haben wir gemeinsam Musik gemacht und ich stand vor der Herausforderung, den Blinden Flöte beizubringen, ohne ihnen dies visuell zeigen zu können. Sie waren aber auf jeden Fall sehr begeistert und ich muss auch sagen sehr talentiert. Wovon ich auch sehr begeistert bin, ist der Chor, den die Schüler gegründet haben. Sie trainieren einmal pro Woche und singen entweder in der Schule oder in der Kirche im Gottesdienst vor. Die Baptisten-Kirche habe ich letzten Sonntag kennen gelernt. Dort wurde sehr viel gesungen und Musik gemacht, was mir super gefallen hat und sehr viel gebetet, womit ich nicht so viel anfangen konnte. Es war auf jeden Fall sehr interessant. Davor die Woche war ich mit zwei meiner Schüler Fußballspielen. Das wurde zu einem sehr lustigen Erlebnis, da wir leider keinen Blindenfußball hatten :D Ich bin aber dabei, nach Sponsoren/Partnerorganisationen zu suchen, damit man diesen finanzieren kann. Zudem fehlt es hier wie so oft an allen Ecken an finanziellen Mitteln, um nötiges Unterrichtsmaterial, Sportklamotten (momentan könnten einige von ihnen nur in Flip Flops und Jeans trainieren) und auch Blindenstöcke oder andere wichtige Alltagsgegenstände zu finanzieren. Diese Woche möchte ich mit meinem kleinen Sportprojekt beginnen. Ursprünglich wollte ich meine Schüler direkt beim Sportunterricht ihrer Klasse mitmachen lassen. Jetzt habe ich aber mit ihnen selbst abgesprochen, dass wir erst einmal unter uns einmal pro Woche außerhalb der Schule Sportunterricht machen und sie dann in einigen Wochen, wenn sie ein wenig dafür sensibilisiert sind, am Schulsport teilhaben zu lassen. Ich freue mich schon riesig auf diese Arbeit.
Des Weiteren werde ich jetzt für interessierte LehrerInnen einen Braille-Kurs anbieten, damit fange ich in ein/zwei Wochen an.
Unternehmungen
In den letzten Wochen war ich an zwei Wochenenden in Lomé. Das erste Mal sind wir Volontäre alle zusammen zu Freunden gefahren, die uns sehr nett empfangen und die auch das ganze Wochenendprogramm mit uns gestaltet haben. Freitags kamen wir spät an, sodass nur noch Zeit für einen kleinen Spaziergang zu einer Bar in dem Viertel blieb. Samstags bereiteten wir vormittags unser Picknick vor (Koliko, Pommes, Tomatensauce, frittierte Bananen :D).
Mittags ging es dann erstmal zum großen Markt von Lomé, danach zum Stadion, zum „Place de l´Indépendance“ (Platz der Unabhängigkeit) und schließlich zum Strand, wo wir unser Picknick auspackten und uns richtig wie im Urlaub fühlen konnten. Abends ging es noch in eine Pizzeria/Bar, in der wir Pizza/Eis aßen und es uns nochmal gut gehen ließen.
Sonntags ging es dann noch nach Aneho, direkt an die Grenze zu Benin. Dort verbrachten wir wieder sehr viel Zeit am Meer.
Das andere Wochenende wurden wir zur Botschaftsfeier anlässlich des Tags der deutschen Einheit nach Lomé eingeladen. Linn, Kati, Siemke und ich verbrachten das Wochenende wieder bei einem Freund und verbrachten sehr sehr viel Zeit am und im Meer, da das uns super glücklich machte. Auf der Botschaftsfeier fühlte man sich fast wie in einem Traum, weil die Atmosphäre irgendwie überhaupt nicht nach Togo passte und mir kam das sehr unwirklich vor. Es gab ganz viel deutsches Essen, kostenlose Getränke, die Leute waren größtenteils sehr schick angezogen und den Abend über spielte sogar eine Band „life“ Lieder aller Art.
An einem anderen Wochenende besuchten Kati, Linn und ich mit einem Freund seine Familie in Amouzoukupé, einem kleinen Dorf zwischen Kpalimé und Lomé. Dort wurden wir, wie es die Togolesen so an sich haben, super nett empfangen und aßen mittags gemeinsam Foufou. Wir waren auf einem Spaziergang total begeistert von den Reispflanzen sowie den Affenbrotbäumen, die wir das erste Mal in unserem Leben sahen.
Alltag

Insgesamt fühle ich mich hier richtig wohl. Ich habe schon einige gute Freunde gefunden, verstehe mich super mit meinen Geschwistern und habe immer ein ausgewogenes Freizeitprogramm. So spiele ich mittlerweile regelmäßig Volleyball, Fußball (mein Knie macht fast keine Probleme mehr dank einer Wundersalbe von einem Freund), singe neuerdings auch in einem Kirchenchor und möchte bald anfangen, Trommeln zu lernen. Zudem ist das Essen hier unglaublich lecker, das Wetter ist meistens (wenn es nicht gerade in Strömen regnet und die Straßen zu Flüssen werden) super und durch die herzliche togolesische Art kann man sich hier nur wohlfühlen. 

Sonntag, 1. November 2015

Da ich im Moment keine Zeit habe, einen weiteren Blogeintrag zu schreiben, schicke ich euch erstmal nur ein paar Fotos ;) Sind leider größtenteils unscharf :/
Dieser wunderschöne Fluss ist fast direkt hinter unserem Haus

Meine Schwester Emanuela und ich am Fluss 


(hinten: Linn; Mitte v.l.::Gregor (Freund von meinem Bruder), mein Bruder Joel, ich; vorne: Emanuela)