Samstag, 30. Juli 2016

29-06-16 Salam aleikum!

Maleikum salam… Ich schreibe euch am Ende des Ramadans, dem muslimischen Fastenmonat. Ich hatte die Spontanidee, das Fasten mit meinen muslimischen Freunden hier einfach mal für ein paar Tage auszuprobieren. Geplant waren nur ein paar Tage und ohne auf Flüssigkeitszufuhr zu verzichten. Letztendlich bin ich am Ende des Monats immer noch dabei und habe nur an den ersten zwei Tagen was getrunken. Jetzt möchte ich das auch zu Ende führen.
Beim Ramadan fastet man zwischen Sonnenauf- und untergang, d.h. das ist hier gar nicht so schwer wie in Deutschland, da abends die Sonne schon um 18:00 untergeht. Ich stehe also jeden Tag um 4 Uhr morgens auf, wenn es noch dunkel ist, trinke ausreichend und nehme eine Mahlzeit ein, die ich am Vorabend auf der Straße gekauft habe. Zeit zum Essen habe ich bis 4:30, danach geht es nochmal ins Bett wenn ich die Zeit habe. Tagsüber muss ich mich dann um´s Essen und Trinken gar nicht sorgen, denn das gibt es erst wieder um 18:15. Um die Uhrzeit trinkt man etwas und nimmt eine Frucht zu sich, danach eine Bouillie (Art Milchreis ohne Milch) oder Tee o.ä. Erst ein/zwei Stunden später sollte man dann schweres Essen zu sich nehmen, und das stimmt wirklich! Ich kann das leider bezeugen. Habe am Anfang einmal ohne vorher etwas leichtes zu mir zu nehmen, mir den Bauch mit einer Riesen-Pate und daraufhin noch Couscous und Koliko vollgeschlagen, ich konnte mich nicht mehr bewegen und musste mich fast erbrechen :D So macht man seine Erfahrungen, ist auf jeden Fall nicht nochmal vorgekommen :P
Daraufhin sind mir öfter noch kleine Fehler passiert. Ich habe festgestellt, dass das Fasten im Laufe der Zeit den Körper ziemlich ermüdet und man einen unglaublich tiefen Schlaf hat. Mittlerweile habe ich mir fünf Wecker gestellt, damit ich nicht wie schon dreimal verschlafe. Verschlafen heißt dann leider gar kein Essen und das ist dann doch etwas hart… und auch nicht der Sinn des Ramadans, wie mir meine Freunde erklärt haben.
Es ist auf jeden Fall sehr interessant und ich komme durch das Fastens ins Gespräch mit ganz vielen Menschen und lerne viel über den Islam. In meinem Viertel und bei meinen Freunden werde ich schon Philinetou (muslimische Endung für Mädchennamen) und Muslimin genannt. Meine Schwester Emmanuela ist unglaublich süß, was da betrifft. Sie sagt mir immer wieder, dass sie mit mir zusammen Ramadan macht, aber einen Ramadan für Kinder, weil sie z.B. um 15:00 etwas gegessen hat.  Wir haben schon öfter zusammen um 18:30 die Bouillie zu uns genommen und letztens bin ich nach Hause gekommen und sie kam mir mit einem Pullover als Kopftuch auf dem Kopf entgegen. Manchmal will sie auch unbedingt ihr Essen mit mir teilen und versteht nicht, dass ich nichts essen möchte wegen dem Ramadan. Schlussendlich mag ich total die Gemeinschaft der Muslime während des Ramadans. Sie beten gemeinsam, essen und trinken zu gleichen Zeiten und oft auch gemeinsam. Zudem ist der Ramadan auch ein Monat der Großzügigkeit, was ich auch versuche zu leben. Man teilt alles, und die Moscheen bieten abends sogar kostenlos Essen an alle, die möchten aus. Jetzt bin ich gespannt auf das große Fest am Ende. Dort werde ich mit Ahmed und Djibril, zwei sehr guten Freunden, zur Moschee gehen (natürlich mit Kopftuch ;) ).

Sommerferien :D

Hier ist das Schuljahr jetzt schon so gut wie zu Ende und es geht in die langen Sommerferien (bis Mitte September! ). Letzte Woche haben die Terminalisten ihr Abitur geschrieben und jetzt warten alle Schüler auf ihre Resultate. Meine Schüler sind größtenteils trotzdem schon zu ihren Familien auf´s Dorf abgereist. Ich werde dann die Zeugnisse für sie entgegennehmen. Der Abschied war schon komisch, ich meine ich sehe sie jetzt ca. 2 ½ Monate nicht mehr und vor ihrer Abreise war ich jeden Tag mit ihnen zusammen und habe teilweise selbst bei ihnen übernachtet. Als ich den letzten meiner sechs Schüler verabschiedet habe, sind mir ehrlich gesagt schon fast die Tränen gekommen. Ich habe sie einfach zu doll lieb :P Ich kann mich aber ein wenig vertrösten, denn ich habe vor, sie in den Ferien zu besuchen, um ihre Familien, das Dorfleben kennen zu lernen und z.B. mit ihnen auf´s Feld arbeiten gehen.
Zudem werden einige Schüler der anderen weiterführenden Schule in Kpalimé bleiben, die habe ich auch schon alle ins Herz geschlossen und wir haben schon viele Aktivitäten für die Ferien geplant.

Cyber

Mit meinem Internetcafé-Projekt komme ich jetzt endlich voran. Ich habe zwar immer noch nicht das gute Programm bekommen, habe aber einfach ein Gratisprogramm aus dem Internet heruntergeladen und auf drei PC´s installiert. Neues Problem: ich kann die Ausbildung immer nur mit jew. drei Schülern ausführen und der Chef des Cybers meinte, wir müssten auch während der Ausbildung normalen Nutzungstarif bezahlen. Das können die Schüler sich nicht leisten. Ich habe daraufhin meine Chefs gefragt, ob ich das Programm auf unserem Computer installieren könne, denn in der Schule könnte ich mit den Schülern arbeiten, wann und wie lange ich will. Meine Chefs haben abgelehnt, was den Hauptcomputer betrifft, da dieser nicht manipuliert werden darf (mit diesem drucken wir die Bücher und Arbeiten in Braille aus). Sie meinten jedoch, sie hätten noch einen ganzen Computer, inkl. Tastatur und Maus. Den würden sie seit langem nicht mehr benutzen, ich könne mit diesem also machen was ich will. Das war mal eine super Nachricht. Leider stellte sich heraus, dass die Tastatur und der USB-Anschluss nicht funktionieren, das Programm habe ich trotzdem schon mal darauf installiert. Da Blinde aber nur mit der Tastatur arbeiten, kommen wir so erstmal nicht weiter. Ich muss jetzt jemanden finden, der uns das kostenlos repariert, das wird nicht leicht.
Glücklicherweise bietet das Blindenzentrum in Lomé diese Ferien eine kostenlose Informatikausbildung für die Schüler an, was uns natürlich super passt. So haben alle Schüler die Möglichkeit, sich dort auszubilden und in Kpalimé ihre Kenntnisse anzuwenden.

Freizeitaktivitäten   

Ja, unser Finale in Lomé… haben wir leider verloren L Ich war aber trotzdem unglaublich zufrieden. Das war spielerisch gesehen unser bestes Spiel im ganzen Turnier und man hat gemerkt, wie sich das Zusammenspiel des ganzen Teams verbessert hat. Bei den ersten Spielen wurde teilweise der Ball nur herumgebolzt, im Finale fingen die Mädels an, schnelle Pässe zu spielen und die erste Halbzeit dominierten wir sogar das gegnerische Team. In der zweiten Hälfte fehlte uns dann die Kraft (wir spielten wieder auf dem Sandplatz, mega anstrengend!). Ich konnte leider auch nicht alles geben, da ich krank war.
Das Training mit meinem Jungsteam in Kpalimé läuft zur Zeit mittelmäßig, da unser Platz leider zu einem Feld geworden ist, das Gras ist mittlerweile einen Meter hoch und da ist es echt nicht einfach einen Pass zu spielen. Wir haben jetzt einen Rasenmäher aus Lomé beauftragt, den Rasen zu mähen, richtig teuer  und dauert mittlerweile schon fast zwei Wochen, aber gut, wenigstens fangen wir dann endlich bald mal wieder mit dem Training an. Alleine trainieren macht mir keinen Spaß. Ich habe die letzte Zeit ein paar Mal mit Djibril und Ahmed trainiert und auch mit Fenja, meinen Schülern und alleine, um zumindest ein bisschen in Form zu bleiben.

Jetzt zu meinen musikalischen Aktivitäten. Beim Trommeln sind Linn und ich jetzt nur noch zu zweit, es macht aber trotzdem Spaß und mittlerweile macht es teilweise sogar Spaß Soli zu spielen, das war am Anfang immer der absolute Horror! :D
Zudem habe ich eine supertolle fantastische Neuigkeit!!! Linn und ich haben eine Gruppe in Kpalimé gefunden,  die zwei Balafon-Spieler haben. Das Balafon ist das xylophonartige Instrument, in das ich mich in Burkina verliebt habe und das in Togo gar nicht fabriziert wird und selten gespielt wird. Wir haben gefragt, ob wir das Instrument lernen können und jetzt haben wir zweimal die Woche Unterricht bei Sam, einem der beiden Balafon-Spieler :D :D :D
Ich bin überglücklich und der Unterricht macht superviel Spaß!!! Da ist für mich ein kleiner Traum in Erfüllung gegangen ;)