Dienstag, 20. September 2016

SADEA – Ergebnis schwerwiegender Probleme im Projekt

29-07-2016

SADEA – Sinergie d´action pour le développement éducative des aveugles (« Aktive Bewegung » für die edukative Entwicklung von Blinden) ist eine junge Assoziation, konstituiert aus blinden Schülern der weiterführenden Schulen Kpalimés und Lomés in Togo, Afrika. Gegründet hat sich die Organisation am 07. Juni 2016. Die Idee ist schon lange in den Köpfen einiger Schüler, Auslöser ist schließlich das Zudrehen des Geldhahnes einer italienischen ONG.
Ok, jetzt fragt ihr euch, was will Philine euch denn damit sagen. Ich werde es euch erklären:
Die ersten Infos erhielt ich schon vor ca. einem Monat als ich dem Blindenzentrum in Lomé einen Besuch abstattete. Ich wollte den Sportkurs für die Schüler organisieren und mi wurde schon als Problem für kommendes Schuljahr erläutert, dass die Gymnasiasten nicht mehr im Blindenzentrum beherbergt werden können, da die Organisation, die bisher zahlte, kein Geld mehr gibt. OK, ich hatte die Woche darauf mit dem Direktor des Blindenverbandes von Togo gesprochen und auf meine Frage, wie man dieses Problem regeln würde, antwortete er unbesorgt, man werde Wohnungen für die Schüler suchen, wie das in Kpalimé auch der Fall ist. Grund sei, die Schüler zu mehr Selbstständigkeit zu bewegen. Das hörte sich doch schon viel positiver an, ich war beruhigt. Eine Woche später wurde mir dann von meinen Schülern in Kpalimé die Idee, eine Organisation für die Schüler von den Schülern zu gründen aufgezeigt, und ich wurde gefragt, ob ich Interesse hätte, teilzuhaben. Ich willigte sofort ein, etwas derartiges erhoffte ich mir schon seit langem, ich war allerdings noch skeptisch. Was bewegt die Schüler dazu, jetzt so eine Organisation aufzubauen? Wie soll diese aufgebaut sein? Finanzierung? Wie wird das alles ablaufen?
Einige Tage später wurde ich zu den Fast-Abiturienten gebeten. Sie stellten mir die konkrete Idee der Organisation vor. Nun wurde es klarer und mir wurde endlich der Grund für die plötzliche Gründung dieser Organisation erläutert. Und der Grund ist schon fast ein Zwang für die Schüler, das Steuer selbst in die Hand zu nehmen und etwas zu tun!
Ich komme zu den Details. Das Projekt S.E.I.D.S., in dem ich arbeite, wird seit 30 Jahren von einer italienischen  ONG finanziert. Ein italienischer Freiwilliger hat bis jetzt jedes Jahr auf´s Neue nach Fonds und Spendern gesucht. Jetzt ist er an einem Punkt angekommen, wo seine Kraft am Ende ist und er hat seine Arbeit aufgegeben. Verständlich, das ist eine unglaublich mühselige Arbeit. Aber auch unverständlich. Wie kann die Finanzierung eines so großen Projektes von der Spendersuche einer einzelnen Person abhängen? Das Projekt betreut die blinden Schüler weiterführender Schulen der vier größten Städte Togos (Lomé, Kpalimé, Sokodé, Kara) und kümmert sich um deren Schulgeld, Wohnung, Ernährung, Gesundheit und Schulmaterial. Hierbei muss ich einen neuen Punkt beisteuern, der ein weiterer großer Grund für die Gründung der Assoziation ist. Stichpunkt Korruption…
Während meiner Arbeit in meinem Projekt, stieß ich ständig auf Geldprobleme und damit verbundene Mängel. Die Wohnungen der Schüler sind mangelhaft, es regnet stellenweise rein, die Toilette ist undicht oder auch gar nicht mehr funktionsfähig, die Fenster nicht mehr schließbar, die Mauer auf der Terrasse bricht schon durch dagegen stoßen an einigen Stellen ein, … Ich bekomme tagtäglich die Mangelernährung meiner Schüler mit. Die Eltern schicken ihnen kleine Geldbeträge und auch Reis, Bohnen und Maismehl. Das sind letztendlich die Hauptnahrungsmittel. Fleisch, Obst und Gemüse sehen die Schüler selten und eine Mahlzeit wird oft nur einmal am Tag eingenommen. Wenn die Eltern Probleme haben oder es Schwierigkeiten beim Versenden des Geldes gibt (hier ist es nicht üblich Bankkonten zu besitzen), leiden die Jugendlichen.  Elektrizität müssen die Schüler selbst zahlen, und auch bei Schulmaterial gibt es ständig Engpässe. Blätter werden vom Projekt gegeben, allerdings nicht ausreichend. Die drei Chefs/Verantwortlichen in Kpalimé meinen oft, die Schüler sollen sparsamer mit den Blättern umgehen oder die Schüler seien faul und würden nichts für die Schule tun und die Blätter nur klauen… Hm, diese Aussage von drei Menschen, die sich z.B. in meiner Schule dreimal bis gar nicht während des ganzen Jahres blicken lassen haben. Es seien auch nicht ausreichend Blätter da. So wird auch argumentiert, wenn ich zusätzlich zu den Englisch- oder Deutschbüchern, Aufgaben, Texte oder Vokabellisten für die Schüler in Braille drucken will. Diktiere ich den Schülern genanntes Material, haben diese nicht ausreichend Blätter zum Schreiben und das nimmt unglaublich viel Zeit in Anspruch, die von der Zeit zum Lernen abgeht und was anstrengend für die Hände ist. Weiterhin müssen die Schüler Griffel und Punktschrifttafel (Schreibwerkzeug) selbst zahlen, was dazu führt, dass sie ihr Schreibmaterial seit der Grundschule nicht erneuern. Der Griffel eines Schülers ist jetzt fast komplett abgenutzt, er hat aber kein Geld ein neues zu kaufen. Das sind nur wenige der vielen Probleme, mit denen die Schüler tagtäglich konfrontiert werden. Nicht einfach, da sie auch schon früh das Elternhaus verlassen mussten, um eine Chance auf Schulbildung zu haben. Zurück zu den Verantwortlichen des Projekts. Betreiben sie Korruption? Gibt es wirklich zu wenig Geld? Laut meiner Schüler betreiben die drei Chefs schon seit langem Korruption und das Geld für Lebensmittel, Gesundheit und Schulmaterial bleibt in den Taschen der Verantwortlichen stecken.
Beweise? Schwierig. V.a. hier in Togo. Ich fragte meine Chefs unter anderen Vorwänden nach Berichten und genaueren Informationen des Projektes. Als Antwort bekam ich einen Bericht von vor zehn Jahren mit der Antwort, dass nicht immer alles dokumentiert wird. Merci! Ich muss aber ehrlich sagen, dass ich meinen Schülern mehr Glauben schenke. Sie kennen unsere Verantwortlichen besser als ich und sind seit Jahren unter deren „Obhut“. Sie berichteten mir einiges. Bspw. Sieht das Projekt Essensgeld für jeden Schüler vor und versichert auch Arztbesuche. Es wurden sogar einmal Computer gespendet mit dem Nutzen ein Internetcafé für Blinde zu errichten. Diese befinden sich jetzt in dem Kopierladen der Tochter unseres Chefs, die Aufkleber der italienischen Organisation sind noch gut sichtbar. Weiter möchte ich dieses Thema jetzt gar nicht ausführen, mir geht es in diesem Bericht um unsere neu gegründete Organisation SADEA.
Unsere erste Generalversammlung erfolgte am 07. Juni 2016. Der Großteil der Schüler aus Kpalimé versammelte sich, auch ich war eingeladen. In dieser Versammlung wurde endlich ein Plan, das Vorgehen der Organisation dargelegt. Ein provisorisches exekutives Büro bestand bereits.  Unser Koordinator, ein Abiturient, erläuterte uns alles. Er legte Wert darauf, allen Gründungsmitgliedern klar zu machen, dass das provisorische Büro nötig sei, um sofort mit den Maßnahmen zu beginnen. Im September wird das Büro dann bei der Generalversammlung demokratisch gewählt. Das Büro besteht aus zwei Koordinatoren, zwei Sekretären, zwei Schatzmeistern und einem Rat. Zusätzlich wurde ein Zuständiger für Kommunikation und weitere kleinere Rollen. Für das Startkapital muss jedes Mitglied einen Beitrag von 500 F (ca. 1€) zahlen. Dies ist für die Schüler viel, aber bezahlbar. Als Monatsbeitrag legen sich die Schüler auf 200 F (ca. 30 Cent) fest, mehr ist nicht drin. Wie wird jetzt vorgegangen, um an das heißbegehrte Metall zu kommen? Der benötigte Geldbetrag, um die Fortsetzung der Schullaufbahn von 30-40 Schülern zu ermöglichen, ist enorm.
Eli, unser Koordinator schärft den Schülern ein, jetzt müsse mit allen Mitteln nach Finanzierungen gesucht werden und die Assoziation benötige jeden einzelnen um das gemeinsame Ziel zu erreichen. Gleichzeitig ermutigt er sie auch, denn gemeinsam, mit dem Einsatz jedes Mitgliedes ist dies möglich.
Nun soll so vorgegangen werden, dass Anfragen zu finanzieller Unterstützung an alle möglichen Institutionen gestellt werden. Wir wollen im Inland beginnen und notfalls auch im Ausland anfragen. Weiteres Ziel ist, in ein paar Jahren selbstständig und unabhängig von Spendern und Partnern zu sein. Dazu wollen wir eine Boutique aufbauen, in der Kunsthandwerk der Schüler und Lebensmittel verkauft werden sollen. Außerdem soll mit Feldarbeit Geld eingenommen werden. Weitere Ideen werden sich in nächster Zeit bestimmt entwickeln. Ich habe auch den Verkauf eines  Kochbuchs mit togolesischen Rezepten begonnen. Ahmed besorgt mir dies aus Kara zu einem Freundschaftspreis und ein Anteil des Gewinns geht an die neue Organisation meiner Schüler.
So der Stand Ende Juli 2016.
11-09-2016

1,5 Monate später. Viel ist geschehen, wir haben wahnsinnig viel für die Assoziation gearbeitet. Wir, d.h. fünf der 30 (!) Schüler und ich. Hiermit spreche eines der ersten großen Probleme unserer Assoziation an. Noch bei unserer ersten Generalversammlung versprach jedes Mitglied vollen Einsatz für die Assoziation, zwei bis vier Wochen später verließen alle Schüler Kpalimé um zu ihren Familien zu fahren… Von den meisten hört man nichts mehr und v.a. kein Interesse für die Assoziation. Zwischendurch hatte ich einmal eine Nachricht an jeden Schüler geschickt, in der ich ziemlich aufgebracht erläuterte, wie wichtig die Mitarbeit jedes einzelnen Mitglieds sei. Bis vor ein/zwei Wochen befand sich nämlich noch kein einziger Franc in unserer Kasse und die einzigen, die für SADEA kämpften (hat sich bis jetzt nicht geändert) waren Eli, unser Koordonator, Edmond, Bonadi und Andrim, Gründungsmitglieder, und ich, mittlerweile zur Sekretärin mutiert. In Lomé zeigt sich nur ein Schüler, unser Zuständiger für Kommunikation engagiert.
Ich berichte jetzt mal von vorne. Anfangs schrieben wir Briefe an Kirchen, Krankenhäuser, Mobilfunkanbieter und andere Institutionen und Gesellschaften. Jeden Brief brachten wir persönlich zu den Verantwortlichen. Zu der Zeit war ich teilw. von 7 Uhr morgens bis 18 Uhr abends mit Andrim zu Fuß unterwegs, um Direktoren und Präsidenten zu treffen, die meistens „in einer Besprechung“ waren oder wir uns „um einige Minuten gedulden“ sollten,… Typische Antworten von wichtigen Personen. Leider waren diese ganzen Aktivitäten nicht sehr erfolgreich. Wir beschlossen unsere Vorgehensweise zu ändern, in Kpalimé schien unsere Suche keine Früchte zu tragen. Die Schüler beschlossen, die Arbeit in Lomé, der Hauptstadt Togos, fortzuführen. Sie handelten mit dem Blindenzentrum vor Ort aus, ein Zimmer für einen Monat für eine ganz kleine Gegenleistung zu bekommen. Schließlich machte ich mit Andrim, Edmond und Eli auf den Weg nach Lomé ins Blindenzentrum, wo Augustin, unser Zuständiger für Kommunikation, uns erwartete. Nun begann die Arbeit in Lomé. Um unsere dortige Arbeit zusammenzufassen: wir schrieben mengenweise Briefe und Anfragen, weiterhin an Kirchen, an die Botschaften, an Stars wie Emmanuel Adebayor (togolesischer Fußballstar), an die Ministerien, den Fußballverband, Firmen und alle anderen erdenklichen Institute. Ich blieb nicht die ganze Zeit in Lomé, da in Kpalimé auch Arbeit auf mich wartete. Ich sollte hier ein kleines Grundstück für unsere Boutique organisieren und ich machte weiterhin Anfragen, hauptsächlich an muslimische Persönlichkeiten. Freunde aus meiner Fußballmannschaft, die Kontakte zu den Imams haben, halfen mir. Da diese Gelder aus Saudi-Arabien bekommen, erhoffen wir uns daraus etwas.
Bei einem Malam (höhere Position als Imam) hatte ich bereits Erfolg, wenn auch nur einen kleinen. Dieser gab mir eine kleine Spende mit. Als am erfolgreichsten stellt sich unsere Arbeit in Lomé heraus. Wir waren bei verschiedenen Fernseh- und Radiosendern, um in deren Sendungen einen Aufruf zu starten. Zudem sollen solche Auftritte zur Sensibilisierung der Bevölkerung gelten. Dies ist dringend nötig. Meine Gastschwester (7 Jahre) bspw. hatte anfangs Angst, mich zu meinen Schülern zu begleiten, da sie dachte, sie würde auch erblinden. Ich klärte sie schließlich auf und mittlerweile liebt sie es, bei meinen Schülern zu sein. Ein Radiosender filmte meine Schüler beim Fußballspielen, sie demonstrierten Lesen, Schreiben und auch die Nutzung eines Computers.  Nach einer Sendung riefen bereits mehrere Togolesen an, um etwas zu spenden. Bis jetzt kam aber leider erst eine Spende an.
Neben dieser Arbeit müssen wir uns auch um die Anerkennung unserer Organisation vom Staat kümmern. Dazu haben wir bereits die statuts verfasst und wir sind dabei, die Hausordnung zu schreiben. Zudem bin ich dabei mithilfe eines Freundes eine Homepage einzurichten, wofür allerdings auch noch Finanzierungsmittel fehlen. Linn gestaltete für uns das Logo, welches jetzt nur noch digitalisiert werden muss. Anfragen an deutsche Assoziationen von mir scheiterten leider. Die Standard-Antwort lautete, sie wären nur eine kleine Organisation, die bereits Projekte besitzt und nicht über ausreichend Finanzierungsmittel verfügt, um weitere Projekte zu unterstützen.
Bei meinem letzten Besuch meiner Schüler in Lomé, verfassten wir weitere Projekte. Wir suchen jetzt offiziell nach finanzieller Unterstützung, um zusätzlich zu dem Schulbildungsprojekt ein Landwirtschaftsprojekt zu beginnen und die Boutique aufzubauen. Beide Projekte sollen in einiger Zeit das Schulprojekt finanzieren.
Die Arbeit in Lomé hat uns außerdem neue Mitglieder beschert. Wir bestehen jetzt nicht nur aus Schülern und mir, sondern fördern ebenfalls Studenten. Ein weiteres Ziel von SADEA. Die Förderung und Entwicklung der Bildung von Blinden in Togo, mit inbegriffen Schüler, Studenten, Auzubis,etc. Weiteres wichtiges Ziel ist die Sensibilisierung der Bevölkerung, meiner Meinung nach ein ganz wichtiger Punkt. Dazu sollen in geräumiger Zeit Sport- und Musikprojekte u.a. gefördert und gestartet werden.
So, ich muss es jetzt erstmal dabei belassen. Eine Fortführung meines Berichtes und Neuigkeiten unserer Arbeit sende ich euch das nächste Mal ;)



Montag, 12. September 2016

Noch mehr Fotos ;)

Fenja und ich vor der abfahrt nach Lomé
mal ein typisches Bild von
 einem Bus in Togo

beim Essen auf togolesische Art in unserem
Wohnzimmer :D

Sonntag, 11. September 2016

Fotos
hier noch ein paar Fotos, unabhängig von den letzten Blogeinträgen ;)


Fenja, Linn und ich haben ein altes Schrottauto gefunden
und direkt ein kleines "Fotoshooting"
genacht :P


nochmal ein kurzer Eindruck vom
Haus meiner Gastfamilie

mit meiner Gastschwester Emmanuela im Regen

Sniper sticht Linn ihr Tattoo nach

 11-09-2016

Hallihallo, ich möchte mal wieder aus meinem Alltag ein wenig berichten. Es ist nämlich einiges passiert in letzter Zeit und wir haben Ferien. D.h. vier Monate keine Schule! Das ist echt unglaublich hier. Das erklärt meiner Meinung nach zum Teil die Abiturergebnisse. In Togo haben von allen Abiturienten nur 40 % bestanden!!! Zudem ist es sehr selten, dass ein Schüler kein einziges Mal in seiner Schullaufbahn ein Jahr wiederholen muss. Es ist fast schon normal zwei oder dreimal zu wiederholen.
Wir haben somit auf jeden Fall viel Zeit. Linn und ich sind jetzt umgezogen! :D :D :D :D :D
Wir leben jetzt in unserer Wohnung in einem Gemeinschaftshof. D.h. wir teilen uns den Hof, den Wasseranschluss, Toilette und Dusche mit anderen Familien. Unsere Nachbarn sind sehr nett und angenehme „Mitbewohner“. Wir kochen jetzt immer selbst mit unserem Feueröfchen, holen Wasser vom  Brunnen (was mittlerweile dank Regenzeit nicht mehr nötig ist. Die Tonne wird einfach bei Regen rausgestellt J ) und können ganz unabhängig unseren Alltag gestalten. Wir haben schon oft Freunde zum Kochen eingeladen und müssen uns nicht mehr nur zu unseren Freunden nach Hause einladen. Wir sind superglücklich mit unserer Wohnung und genießen den kleinen neuen Lebensabschnitt, unsere letzte Zeit in Togo.
voilà Linn´s Malkünste, an unserer Wand

Linn und ich trommeln und haben Spaß

Linn und ich beim Fufu-Stampfen

Small Djo und Antoine stampfen bei uns Fufu

Linn und ich in unserem Wohnzinmer

so wird man begrüßt, wenn man unsere Wohnung betritt

unser erstes selbstgekochtes Essen: Pâte mit Baobab-Soße

unsere Wohnung von außen

Linn beim Maiskochen

Andrim hat mit uns Bohnen-Galettes gekocht

ganz am Anfang: Linn und Andrim in unseren
einzigartigen Reifen-Sesseln vor der noch
leeren Wand


Viel Zeit alleine in unserer Wohnung haben wir noch gar nicht verbracht. Die erste Woche hatten wir Besuch von Greta und Azim. Greta war das erste halbe Jahr mit uns in Togo. Sie ist österreichische Freiwillige. Azim ist ihr togolesischer Freund aus Sokodé. Es war eine sehr schöne Zeit mit den beiden, sie haben einen Großteil zu unserer Wohnzimmerdekoration beigetragen (Bilder an der Wand, Pflanzen).
Nach den beiden kamen die zwei Halbschwestern von Linn Toia und Luci für zwei Wochen zu uns. Das war richtig toll. Mit dem gleichen Flug kam auch Fenja´s Mutter Nicole. Wir zeigten ihnen Kpalimé und Umgebung, die togolesische Küche und unser Leben hier und hatten viel Spaß miteinander. Am Ende verbrachten wir alle noch zwei Tage am Strand in Lomé bevor es zum Flughafen ging. Dort konnten wir nochmal richtig entspannen.

märchenhafte Natur

schönes Gruppenbild vor verregneter Landschaft
auf dem Mont Kloto

Linn, Luci, ich und Toia

in action 
alle zusammen in Lomé am Strand,
glücklich und zufrieden mit Kokosnüssen :D


ein gemütlicher Morgen bei Michael, einem
Entwicklungshelfer in Kpalimé


Was kann ich noch zu unseren Ferien sagen? Wir machen gerade eine Pause, was den Trommel- und Balafonunterricht betrifft, da unser Balafonlehrer zu seiner Frau nach Deutschland gegangen ist. Wir sind jetzt auf der Suche nach einem neuen Lehrer.
Was Sport betrifft, mache ich auch nicht sehr viel, da meine Schmerzen (vermutlich in den Nerven) mich daran hindern. Zudem finde ich nicht die Zeit. Ich habe sehr viel Zeit mit meinen Schülern in Kpalimé, sowie Lomé verbracht, um für die Assoziation zu arbeiten und habe mehrere Krankenhäuser abgeklappert, um meinen Schmerzen auf den Grund zu gehen. Zudem muss jetzt auch noch mein Herz untersucht werden aufgrund unregelmäßigen Schlagens. Mein Körper macht also einige Probleme, dafür bin ich aber weiterhin sehr selten krank.
in der Boutique


Linn und ich verbringen seit Ferienbeginn sehr viel Zeit in der Boutique von Antoine, Sky und Small Djo, sehr guten Freunden von uns. Das ist immer sehr schön. Wenn wir in der Stadt etwas zu erledigen haben und eine Pause brauchen, können wir uns zu ihnen setzen und das Stadtgeschehen beobachten. Oder wir spielen Avalé, ein traditionelles Spiel.
Blick aus der Boutique auf die Hauptstraße von Kpalimé,
bei Regen!




Ichane (Spielerin, die wie ich in Kpalimé wohnt) und ich
Stadion :D
die Mädels beim Aufwärmen
mein Team auf dem Platz


Mit meinem Fußballteam aus Lomé spielen wir jetzt bei einer Meisterschaft mit. Das Eröffnungsspiel war im großen Stadion in Lomé, in dem es den einzigen Kunstrasen in ganz Togo gibt. Leider durfte ich nicht spielen, da der togolesische Fußballverband Probleme mit der Spielerlaubnis machte. Da ich in Deutschland schon in einem Verein spiele, bräuchte ich eine internationale Spielerlaubnis, um hier bei offiziellen Turnieren und Spielen spielen zu können. Wir hoffen jetzt, dass es für die nächsten Spiele klappt, sofern ich überhaupt spielen kann mit meinen Verletzungen.

Freitag, 9. September 2016

29-07-16 III

So, jetzt erzähl ich euch noch von unserem Aufenthalt in Kara. Wir hatten dort mit mehreren Freiwilligen für einen Monat ein Zimmer gemietet, da das wesentlich billiger ist als in einer Pension zu übernachten. Ich war dort mit Linn, Fenja, Lotti, Lisa (eine Freiwillige von einer anderen Organisation) und Johanna (französische Freiwillige). Die anderen hatten sich schon die Vorrunde von Evala angeschaut, was wesentlich spannender als das Finale gewesen sein sollte. Das Finale war an einem sehr verregneten Samstag, was uns aber nicht davon abhielt, dorthin zu fahren. Das Gelände war riesig und es gab massenweise Essen- und Werbestände von den Mobilfunknetzen, die immer überall, wo es möglich ist, Werbung machen, und von Joghurtmarken, Handyanbietern, etc.
Fenja und ich schlenderten vor Beginn des Finales über das Gelände und setzten uns auch ein Weilchen zum Essen an einen Stand. Das stellte sich als unser großes Pech heraus, denn dort wurde Fenjas Tasche mit ihrem Handy und ihrem Portemonnaie geklaut. Wir machten uns direkt auf die Suche, liefen an mehrere Werbestände, machten einen Aufruf über das Mikro und sprachen mit den Polizisten und Security-Mans. Aber keine Chance, in so einem Trubel eine Tasche wieder zu finden… Das war leider kein sehr schönes Erlebnis. Wir schauten uns dennoch den finalen Kampf an, was wir allerdings nicht sehr genossen durch den unangenehmen Zwischenfall, den Regen und die Kälte. Außerdem war es nicht allzu spannend :P Abends setzten wir uns noch in eine Bar und so endete auch schon unser Wochenende in Kara.


29-07-16 II
Wovon möchte ich euch noch erzählen? Von meiner kleinen Reise in den Norden mit ganz verschiedenen Etappen…
Ziel meiner Reise war das traditionelle Fest Evala in Kara. Dieses Fest ist eher eine Meisterschaft einer traditionellen Kampfsportart, die zwischen mehreren Dörfern ausgetragen wird. Da mich Kampfsport nicht so sehr interessiert, fuhr ich nur für das Finale nach Kara.



Sesamfeld *
Das für mich interessantere waren meine Etappen auf dem Hin- und Rückweg. Auf dem Weg nach Kara, machte ich Halt in Kpalongo, dem Dorf eines meiner Schüler. Dort blieb ich für 3 Tage und es lohnte sich. Das war eines meiner schönsten Erlebnisse hier, wenn auch sehr unspektakulär. Ich bekam das erste Mal das richtige Dorfleben mit und lernte viel über Landwirtschaft und den Anbau von Mais, Soja, Erdnüssen, Hirse, … 



Sesamfrucht geöffnet -> Sesamsamen *
Die Sesampflanze und -frucht (kürbisähnlich) *
Célestin, der Schüler, spazierte sehr viel mit mir durch das Dorf und die Felder, um mir alles zu zeigen. Ich lernte seine ganze Familie kennen und konnte die Arbeit auf dem Feld beobachten. Ich fand es sehr beeindruckend, wie lange v.a. die Männer, aber auch Frauen, auf dem Feld arbeiteten. Sie machten sich frühmorgens auf den Weg und kamen erst in der Abenddämmerung wieder zurück. Und so etwas wie Ruhetage kennt man nicht. 























meine selbst geerntete Erdnusspflanze
(wachsen unter der Erde wie der Name sagt)



















Célestin und ich beim Tchouk-Trinken (aus der Kalabasse)


















Von den Dorfleuten wurde ich jedes Mal auf´s Neue sehr nett empfangen. Mir wurde unglaublich viel Tchouk (Hirsebier) und Soja, sowie Erdnüsse angeboten. Das wurde teilweise sehr anstrengend, da dort Tchouk wie Wasser getrunken wird, was ich allerdings nicht gewohnt bin. Und ablehnen, was einem angeboten wird, geht nicht :P naja, so drehte sich teilweise die Welt ein bisschen…



in der "Tchoukbar" ist immer viel los

im Hof von der Familie von Célestin
































Das zu meiner ersten Etappe. Die zweite Etappe machte ich auf dem Rückweg von Kara. Ich machte wieder Halt im Dorf eines Schülers. Linn begleitete mich. Das Dorf Andrimkopé (nach dem Familiennamen Andrim meines Schülers benannt) liegt weiter im Norden und ist sehr muslimisch geprägt, sowie viel kleiner als Kpalongo. Dort lief der Empfang schon ganz anders ab. Die Dorfbewohner begutachteten uns eher verschüchtert und wir hatten in den ersten Stunden ständig eine Schar von ca. zwanzig Kindern um uns herum, die uns neugierig beobachteten. Hier spazierten wir nicht so viel herum, da einmal die Zeit nicht reichte und es etwas komplizierter gewesen wäre, da Andrim vollständig blind ist und die anderen Dorfbewohner auf dem Feld arbeiten mussten (Célestin hat nur eine leichte Sehbehinderung). Wir verbrachten aber trotzdem eine schöne Zeit dort. V.a. der Abend war wunderschön. Wir saßen um die Feuerstelle mit der Schwester von Andrim´s Bruder, die alle bekochte und ein paar Kindern und genossen den ruhigen Abend. Später fingen Linn und ich an, mit Andrim zusammen einige Lieder zu singen. Am nächsten Morgen begleiteten wir Andrim´s Schwestern noch auf´s Feld, um einige Maiskolben zu ernten, die Linn und ich nach Hause nehmen durften und dann ging es für uns auch schon wieder zurück.

 
Andrim, Linn und ich :)

Gruppenfoto mit den Kindern von der Frau von Andrims Bruder (r.)
29-07-16
Es gibt schon wieder viele viele Neuigkeiten, gerade passiert so viel ! Ich muss euch also unbedingt mehr erzählen, jetzt in den Ferien habe ich auch endlich ein bisschen mehr Zeit zum Schreiben :D
Erstmal zum Fest des Ramadans:
Das war ein Fest! Ich plante dies komplett mit Ahmed und Djibril. Unser Plan war, morgens zum riesigen Gebet auf einem Hügel in Kpalimé zu gehen, zu dem fast alle Muslime aus Kpalimé gehen. Danach planten wir bei Ahmed zu kochen, mittags Fufu mit Erdnusssoße und danach Reis mit Gemüsesoße. Abends wollten wir dann noch etwas trinken gehen.  Am Vortag wurden die Einkäufe getätigt und ich machte mich auf die Suche nach einem schönen Kleid, ein Kopftuch konnte ich mir von der muslimischen Familie der großen Boutique um die Ecke leihen, schöne Sandalen hatte Fenja für mich. Fenja und Linn halfen mir auch bei der Auswahl des Kleides, es  gab viele sehr schöne und die beiden bekamen gleich Lust, auch richtig mitzufeiern und zu beten :D
Am nächsten Morgen stand ich früh auf, um zu Ahmed zu gehen. Dort frühstückten wir (sehr komisches Gefühl im Hellen zu essen und zu trinken) und warteten auf Djibril und Damane, einen weiteren Freund. Es stellte sich heraus, dass das Gebet erst um 10:00 stattfand. Djibril tötete noch zwei Hühner für das spätere Festmahl und zeigte mir die Bet-Bewegungen, damit ich nicht ganz verloren beim Gebet dastehen werde. Schließlich kleideten wir uns an, bewunderten uns gegenseitig, schossen die ersten Fotos und machten uns auf den Weg zum „Chateau“. Wir fuhren mit Ahmeds Auto und die Stimmung war super, die drei stimmten eine Art Gebetsgesang an, den wir den ganzen Weg bis zum Gebetsplatz sangen. Oben angekommen trennten wir uns und ich folgte zwei Frauen, die mich nett begleiteten. Das Gebet war richtig toll, es beteten unglaublich viele Menschen gleichzeitig, aber leider dauerte das nur zwei Minuten und danach ging es wieder zurück, schade! Wir fuhren also wieder nach Hause und dort wurde schon fleißig von Ahmeds nicht-muslimischer Schwester und zwei Aushilfen das Essen zubereitet. Zum Essen war jeder eingeladen. Es kamen ganz viele Freunde, Linn und wir holten sogar einige meiner Schüler zu Hause ab. Den Rest des Tages ließen wir uns das unglaublich leckere Festmahl schmecken und spätnachmittags ging der Großteil nach Hause. So konnten Linn, Djibril, Ahmed und ich uns ein wenig ausruhen, das EURO-Spiel anschauen und uns fertig machen zum Ausgehen. Nach der Bar gegen 1:00 nachts gingen wir zu Ahmed und ich begann den Fehler, mit Djibril noch eine Menge Reis zu essen. Das führte dazu, dass sich am nächsten Morgen mein ganzer Magen entleerte ...  Kein schönes Erlebnis :/ Ich lag also erstmal den ganzen Folgetag flach, das kommt davon, wenn man zu viel feiert. Alles in allem war der Ramadan aber ein wunderschönes und spannendes Erlebnis für mich.

Voilà ein paar Fotos von mir als Muslimin ;)

Djibril zeigt mir wie man sich vor dem Gebet wäscht

mit Djibril (l.) und Ahmed (r.) bei Ahmed im Garten


oben auf dem Berg bei der großen Moschee habe ich nach
dem Gebet zwei Spieler aus meiner Fußballmannschaft
getroffen