13-05-2016
Neben der Reise möchte ich euch von der Weiterentwicklung
meiner Projekte und sonstigem berichten. Zudem gibt es noch eine andere
Neuigkeit…
Ich komme erstmal zu der großen Neuigkeit, die die meisten
von euch allerdings schon längst mitbekommen haben :P
Schon vor einem halben Jahr kam bei Linn und mir die
Überlegung auf, zu verlängern, vor drei Monaten haben wir den endgültigen
Entschluss gefasst und Anfang Mai, den Vertrag unterschrieben. D.h., unsere
Rückkehr wird sich um ein halbes Jahr, auf Januar, verzögern :D
Gründe gibt es einige. Einmal gefällt es uns hier sehr sehr
gut. Wir lieben die Kultur und wollen unbedingt noch mehr kennen lernen.
Deshalb haben wir auch entschieden, unsere Gastfamilien zu verlassen und uns
für 6 Monate ein einfaches Zimmer zu mieten und selbst zu kochen, den Haushalt
zu schmeißen, die Einkäufe zu organisieren, etc. So haben wir die Möglichkeit
noch einmal eine etwas andere Seite des Lebens hier kennen zu lernen. Darauf
freuen wir uns schon riesig und unsere Zimmersuche hat auch schon begonnen.
Ein weiterer Grund sind unsere Projekte. Was mich betrifft,
habt ihr bestimmt schon in meinen bisherigen Berichten festgestellt, dass ich
unglaublich gut mit meinen Schülern klarkomme und meine angefangenen Projekte
noch nicht fertiggeführt sind. Ich brauche unbedingt noch Zeit für meine
Projekte. Das Sportprojekt möchte ich so weit bringen, dass es selbstständig
läuft. Meine Schüler sind immer motivierter und lernen jedes Mal viel Neues
dazu. Mittlerweile haben wir mit der Disziplin Sprint begonnen und das klappt
so viel besser als ich erwartet hatte. Als ich das erste Mal die neue Disziplin
mit meinen Schülern ausprobieren wollte, hatte ich ehrlich gesagt ein bisschen
Angst, dass das schief gehen würde und die Verletzungsgefahr zu hoch ist. Ich
war mir auch nicht sicher, wie man sie am besten daran führen könnte und wie
man letztendlich den Sprint durchführen sollte. Die Einheit stellte sich jedoch
als super erfolgreich heraus. Was die Übungen und die Umsetzung betrifft,
steuerten meine Schüler selbst tolle Ideen bei und so begannen wir mit
Steigerungsläufen, um dann mit den Sprints zu beginnen. Wir teilten uns in zwei
Gruppen auf und posierten uns in einem Abstand von ca. 30 m. Schließlich rief
Gruppe 1 den Namen eines Schülers aus Gruppe 2 auf. Dieser musste zu Gruppe 2
sprinten, diese umkreisen und wieder zu seiner Gruppe zurück. Orientieren
konnte er sich jeweils an den Rufen und dem Klatschen, der Gruppe, auf die er
gerade zu sprintete. Das machte den Schülern extrem viel Spaß und die meisten
hatten überhaupt keine Angst, hinzufallen oder zu stolpern und gaben alles. Noch
mehr motivieren konnten wir (Linn war auch dabei) sie dann, als wir bei jedem
Schüler die Zeit maßen, sie wollten gar nicht mehr aufhören. Die Zeit messen
wir jetzt jedes Mal und schreiben alles genau auf, um den Schülern ihre
Fortschritte zu zeigen und sie zu motivieren, sowie auf die Wettkämpfe
vorzubereiten.
Was den Fußball betrifft, geht es nicht ganz so schnell
voran, weil uns oft die Zeit fehlt, das Fußballspielen richtig zu trainieren.
Ich hänge aber oft ans Ende des Kurses eine kleine Fußballübung an, was sie
zumindest schon mal an den Ball gewöhnt und die Technik schult.
In anderen Bereichen, sind meine Schüler momentan auch
unglaublich erfolgreich. In der Schule sind zwei Schüler jeweils Klassenbester
und die anderen befinden sich auch unter den ersten drei Rängen. Die Lehrer
loben diese immer wieder und man muss wirklich sagen, wie bewundernswert ihr
Ehrgeiz und ihre Ausdauer ist. Sie geben wirklich nie auf. Für die Arbeit zu
Hause, habe ich ihnen jetzt Schulbänke organisiert, damit sie nicht mehr auf
dem Boden arbeiten müssen. Hierbei muss ich unseren Chef der ONG vor Ort loben,
der uns diese gespendet hat.
Zudem habe ich mit zwei Schülern begonnen, Lauftraining mit
dem Blindenstock zu machen. Darauf sind wir gekommen, als ich ihnen ein
bisschen vorgejammert habe, dass es extrem anstrengend für mich ist, für den
Sportkurs immer alle Schüler von zu Hause abzuholen. Das kostet mich oft 5-6h und
kann auf Dauer nicht so weitergeführt werden. Ich habe mit ihnen überlegt, ob
es nicht irgendeinen Weg gibt, den sie ohne Gefahren alleine gehen könnten. Es
stellte sich heraus, dass man die große Straße überqueren muss und den Verkehr
nicht umgehen kann. Ganz spontan beschlossen wir, es trotzdem einfach mal
auszusetzen, solange ich dabei bin, kann ja nichts passieren. Wir marschierten
los, ich schon ein bisschen abgesetzt von den beiden. Und ich muss sagen, die
beiden meisterten die Aufgabe unglaublich toll! Teilweise waren sie sogar etwas
übermotiviert und ich musste aufpassen, dass sie mir nicht abhauen oder einfach
ohne anzuhalten eine große Kreuzung überquerten. Sie achteten aber auf meine
Hinweise den Blindenstock richtig zu benutzen und wir erkundeten gemeinsam
gefährliche Stellen, Kreuzungen und auch das Überqueren der Straße lernten die
beiden, alleine zu meistern. Wir führten die Übung noch zweimal durch, wobei
ich beim dritten Mal eigentlich nur noch hinter ihnen herdackelte und sie mich
gar nicht mehr brauchten. Danach war ich ehrlichgesagt ein bisschen stolz auf
die beiden und diesen merkte ich auch den Stolz und die Freude an, einen großen
Schritt Richtung Selbstständigkeit und Unabhängigkeit gemacht zu haben. Sie
können jetzt in die Kirche gehen, wann und wie lange sie wollen, ihre Freunde
jederzeit besuchen, ins Blindenzentrum gehen und zum Sportkurs kommen sie auch
selbst. Ich kann mir vorstellen, dass das für euch gar nicht so besonders
klingt, aber hier ist es für einen Blinden wirklich extrem schwierig, sich
alleine in der Stadt fortzubewegen. Der Straßenverkehr ist nicht sehr
organisiert, es fahren sehr viele Motos herum, die Straßen sind nicht ausgebaut,
teilw. Sandpisten oder durchlöcherte geteerte Straßen; oft ist mit dem
Blindenstock nicht „erfühlbar“, wo die Straße endet, wo man sicher laufen kann,
wann eine andere Straße kreuzt u.s.w. Als nächstes möchten die beiden auch
lernen auf den Markt zu gehen, was noch mal eine ganz andere Dimension ist,
aber mittlerweile glaube ich, dass alles möglich ist, wenn man nur will.
Mein Cyber-Projekt liegt leider ein bisschen brach. Es sind
Probleme bei der Beschaffung des Computerprogramms aufgetreten. Aufgegeben ist
das Projekt aber noch nicht. Mein Ziel ist, dieses noch vor den Sommerferien
fertig zu bringen.
In den Sommerferien werde ich vermutlich noch ein weiteres
Projekt unterstützen. Und zwar hat mich der Verantwortliche der ONG „Sport pour
tous“ (Sport für alle) bezüglich eines Mädchenfußballprojektes angesprochen. Im
Moment gibt es nämlich leider keine Frauenfußballangebote in Kpalimé. In Lomé
bspw. gibt es mittlerweile einige, was bereits ein gutes Zeichen ist. Wir
möchten in den Sommerferien beginnen, Training anzubieten und dann Stück für
Stück eine Mädchen- und Frauenmannschaft aufbauen. Meine kleine Gastschwester
wäre schon mal dabei, sie möchte unbedingt Fußball spielen :P
Linn wird nicht in ihrem Projekt weiterarbeiten. Sie hilft
jetzt unserer ONG ein vor zehn Jahren geschlossenes Waisenhaus wieder auf zu
bauen. Dafür ist schon alles geplant und das Grundstück, sowie das Haus sind
schon vorhanden. Es fehlen nur noch Finanzierungsmöglichkeiten. Linn ist mit
einem deutschen Pfarrer in Kontakt getreten, der solche Projekte hier in Togo
unterstützen möchte, indem er nach Sponsoren in Deutschland sucht.
Wie ihr seht, stecken wir beide mitten im Planen von
Projekten drin und möchten diese ungern aufgegeben. Um das Geld für die
Verlängerung zusammen zu kriegen, starten wir bald eine Crowdfunding-Aktion.
Wir sind schon fleißig dabei, ein kleines Video dafür zu drehen.
Ich erzähle jetzt noch ein wenig von meinem Alltag, da gab
es auch schon länger nichts Neues mehr.
Mit Fenja verstehe ich mich richtig gut und auch in meiner
Familie bin ich mittlerweile sehr glücklich. Wir sitzen manchmal zusammen
draußen, reden und lachen viel. Fenja gehört mittlerweile zur Freundesgruppe
und wir machen oft was zusammen. Es freut mich, dass sie auch super motiviert und
für alles zu begeistern ist.
Mittlerweile kochen wir ungefähr alle zwei Wochen mit
Freunden zusammen, um kochen zu lernen und einfach Spaß zu haben. Von einem
Freund habe ich sogar ein togolesisches Kochbuch bekommen !!! (das
einzige)Dieses ist unglaublich toll!!! Wir sind alle total begeistert von den
Rezepten und das Buch ist zudem super aufgebaut.
Gesundheitlich geht es mir richtig gut, ich bin mittlerweile
gar nicht mehr krank, obwohl ich keine Rücksicht beim Essen oder Mücken
betreffend nehme und mich sehr selten ausruhe. Das kommt bestimmt vom
Fußballtraining, was ziemlich hart geworden ist. Wir trainieren jetzt immer in
der Mittagshitze und unser Trainer hat absolut kein Mitleid mit uns. Es macht
trotzdem sehr viel Spaß. Ich spiele jetzt außerdem seit einigen Wochen in einer
Frauenmannschaft in Lomé mit. Diese haben mich für eine Meisterschaft in Lomé
eingeladen, bei ihnen auszuhelfen und am Wochenende spielen wir sogar das
Finale! :D
Mir fällt momentan nichts mehr ein, was ich noch schreiben
könnte. Ich werde nächste Woche noch Photos nachschicken, von Ausflügen etc.
Dann kann ich dazu noch ein paar Kleinigkeiten schreiben.
Soweit so gut, ich wünsche euch einen ganz tollen Start in
den Sommer, endlich müsst ihr uns hier in Togo nicht mehr um die Wärme beneiden
:P
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen