Montag, 12. Dezember 2016

10-12-2016

Hallo meine Lieben,

ich habe ein unglaublich schlechtes Gewissen, weil ich euch so lange nicht mehr geschrieben habe. Hier ist einfach sehr viel los und die Arbeit lässt mir keine freie Minute. Dadurch, dass ich gerade krank bin, habe ich mal wieder Zeit, ein Lebenszeichen von mir zu geben. :D
Für meine Schüler gebe ich momentan alles. Ich versuche ihnen, auch gegen den Willen meiner Chefs, ganz viel Material für die Schule in Braille zu setzen. Man muss sich vorstellen, wie schwierig es ist, im Unterricht mitzukommen ohne Bücher, Texte und Aufgaben. Das einzige Buch, dass sie komplett in Braille ausgehändigt bekommen ist Englisch und Deutsch. Vor allem für die Abiturienten reicht das aber nicht aus. Das Schuljahr hat auch sehr spät angefangen und so müssen die Lehrer den Stoff schnell durchnehmen und viele nehmen keine Rücksicht mehr auf die blinden Schüler. Diese kommen beim Mitschreiben nicht mehr mit und ihre Mitschüler haben immer weniger Zeit ihnen den Stoff zu diktieren. Somit bin ich mehr damit beschäftigt, meinen Schülern das Durchgenommene und Aufgaben oder Beispielklausuren zu diktieren als Nachhilfe zu machen. Die Zeit reicht nicht. Unter der Woche arbeiten wir schon immer bis 21:00 und auch am Wochenende bin ich bei meinen Schülern. Vier meiner Schüler müssen beispielsweise auch jedes Wochenende ein Diktat schreiben. Deren Französischlehrer hat mich beauftragt, dies mit ihnen zu machen. Das nimmt schon mit Korrektur ca. zwei Stunden ein. Ich habe auch einen neuen Schüler, der jetzt von der Grundschule im Blindenzentrum zu uns gekommen ist. Er muss noch lernen eigenständig zu lernen, ich muss ihm also täglich Aufgaben und Lernstoff geben, den ich am nächsten Tag kontrolliere. Ich hoffe, ihm so zu zeigen, dass er täglich zu Hause lernen muss, um in der Schule mithalten zu können. In den letzten Wochen waren zudem ständig Schüler von mir krank, um die ich mich kümmern musste. Ich habe leider nach wie vor nicht gelernt, Nein zu sagen und so nehme ich immer wieder neue Aufgaben an und meine To do-Liste wird nie kürzer, sondern vergrößert sich ständig. Ein weiteres Problem ist die Arbeit mit den Schülern von der anderen Schule. Diese haben teilweise schon mehrmals eine Klasse wiederholt, sechs Schüler sind letztes Jahr beim Abitur durchgefallen und das Problem ist, dass sie sich schon seit ein paar Jahren aufgegeben haben und nicht mehr motiviert sind zu lernen und alles für die Schule zu geben. Da sind unsere Chefs auch nicht sehr unterstützend, indem sie den Schülern tagtäglich zu verstehen geben, wie dumm, faul und unintelligent sie sind. Sie bräuchten meiner Meinung nach ganz viel Motivation und Nachhilfe, man muss ihnen zu verstehen geben, dass sie das mit Einsatz schaffen können. Nun habe ich aber gar keine Zeit, mit ihnen zu arbeiten und die neue Volontärin braucht natürlich erstmal Zeit, sich einzugewöhnen und es ist auch nicht einfach, Nachhilfe mit so vielen Schülern verschiedener Klassen zu organisieren. Ich finde sowieso, diesbezüglich müsste das Projekt einen Zeitplan, bzw. ein Programm für die Nachhilfe mit den Schülern vorgeben, damit die Volontäre direkt am Anfang des Schuljahres mit dieser Arbeit beginnen können.
Zu der Arbeit im Projekt ist jetzt auch noch die Arbeit für unsere neu gegründete Assoziation gekommen. Im Moment bin ich sozusagen die Sekretärin meiner Schüler. Wenn Anfragen, Projekte, Briefe etc. geschrieben werden müssen, bin ich zuständig. Zudem geht die Suche nach finanzieller oder materieller Unterstützung weiter. Das ist unglaublich anstrengend. Für die Schüler ist es schwierig, das neben der Schule zu machen. Sie dürfen nicht allzu oft im Unterricht fehlen, die Arbeit für die Assoziation sollte auch keine negativen Auswirkungen auf ihre schulischen Leistungen haben, wo es doch eine Assoziation für Bildung ist. Unser Koordinator musste ein paar Mal nach Lomé unter der Woche und ich musste ihn auch einmal aus dem Unterricht holen für einen wichtigen Besuch bei dem Chef der GIZ. Leider war unsere Suche noch nicht sehr erfolgreich. Wir bekommen ständig Versprechungen und positive Antworten, Geld haben wir aber leider noch keines gesehen. Neulich hat uns glücklicherweise eine Druckerei eine ganze Menge Blätter gespendet. Das ist super! Damit drucke ich jetzt die Hausordnung (? Ich habe die deutsche Übersetzung noch nicht rausgefunden. Auf Französisch heißt das „statuts“ und „règlement intérieur“) für unsere Organisation in Braille aus. Denn wir wollen noch vor meiner Abreise die Generalversammlung organisieren, da muss die „Hausordnung“ vorgelesen werden, zudem muss diese für jedes Mitglied zugänglich sein. Bei der Versammlung wird unser provisorisches nationales Exekutivbüro endlich offiziell gewählt werden.
Ich muss jetzt leider langsam Schluss machen, weil ich doch noch nicht so fit bin.
Ich bin auf jeden Fall weiterhin superglücklich in Togo. Linn ist die beste Gastfamilie, die es gibt und meine Schüler sind die liebsten und bewundernswertesten Menschen die ich kenne. Ich lerne unglaublich viel von meinen Mitmenschen hier und bereue diese 1 ½ Jahre keine einzige Minute! Deshalb sind Linn und ich allen unseren Unterstützern bei unserem Förderkreis, beim Crowdfunding (was sehr sehr erfolgreich war, wir haben es geschafft!) und generell bei der Begleitung unseres Freiwilligendienstes soo unvorstellbar dankbar!!! Ohne euch wäre das alles nicht möglich gewesen und wir hätten so viel verpasst.
Linn und ich sind übrigens fleißig am Weihnachten vorbereiten. Wir organisieren jeden Adventssonntag einen Adventsabend für alle Volontäre, die Lust haben. Wir singen dann Weihnachtslieder bei Kerzenschein und essen Kekse. Am 6. Dezember wollen wir Wichteln und für Weihnachten überlegen wir uns auch noch etwas besonderes . Linn hat mir sogar einen Adventskalender gebastelt :D Wir haben auch schon einen kleinen Weihnachtsbaum (bzw. Ast) und einen Mini-Adventskranz :P
Naja, das dazu ;) Ich wünsche euch eine ganz tolle Adventszeit!


Mir ist gerade noch eingefallen, dass ich euch noch von meinem Mädchenfußballprojekt erzählen muss. Ich habe jetzt mit Schulbeginn an meiner Schule hier ein Mädchenfußballteam gegründet. Mein Freund Djibril, der auch Mathelehrer an der Schule ist, hat sich als Trainer bereit erklärt und ist sehr engagiert. Wir haben das Training zu zweit begonnen und jetzt nach ca. einem Monat haben wir schon 15 Mädels die regelmäßig zum Training kommen. Die Mädels sind alle super motiviert, nur leider haben viele noch nie einen Ball gespielt (hier im Spulsport werden nur Leichtathletikdisziplinen durchgenommen), dadurch werden die wenigen Mädels, die schonmal in einer anderen Stadt Fußball gespielt haben demotiviert, aber es funktioniert trotzdem durch die Begeisterung und die schnelle Weiterentwicklung der Spielerinnen. Ich bin richtig froh, dass ich das doch noch auf die Riehe bekommen habe, damit habe ich jetzt so kurz vor Schluss gar nicht mehr gerechnet und der Frauenfußball liegt mir doch ziemlich am Herzen :P

Montag, 10. Oktober 2016

Salut !

Hier bin ich mal wieder.
Ich fange mit einem wichtigen Anliegen und einer Bitte an. Wie ich schon erwähnt habe, wollen Linn und ich mithilfe von Crowdfunding einen Großteil des Geldes für die Verlängerung zusammen kriegen. Wir haben unsere Seite endlich fertig gestellt und jetzt heißt es, ganz viel Werbung für unser Vorhaben zu machen, damit es ganz viele Menschen erreicht. Dafür sind wir auch auf eure Hilfe angewiesen. Unsere Seite könnt ihr euch unter folgendem Link angucken:

  
Dort kann man sich ein kleines Video von uns angucken und einen Text durchlesen. Wenn ihr uns unterstützen wollt, gebt den Link auf allen möglichen Wegen an alle eure Freunde und Bekannte weiter , teilt unseren Aufruf auf facebook und wenn ihr möchtet, könnt ihr uns natürlich auch gerne finanziell unterstützen (Kontodaten auf der Crowdfunding-Seite). Wir freuen uns über jede Hilfe, sei sie noch so klein ;)
Vielen vielen Dank schonmal!!! :D


Dienstag, 20. September 2016

SADEA – Ergebnis schwerwiegender Probleme im Projekt

29-07-2016

SADEA – Sinergie d´action pour le développement éducative des aveugles (« Aktive Bewegung » für die edukative Entwicklung von Blinden) ist eine junge Assoziation, konstituiert aus blinden Schülern der weiterführenden Schulen Kpalimés und Lomés in Togo, Afrika. Gegründet hat sich die Organisation am 07. Juni 2016. Die Idee ist schon lange in den Köpfen einiger Schüler, Auslöser ist schließlich das Zudrehen des Geldhahnes einer italienischen ONG.
Ok, jetzt fragt ihr euch, was will Philine euch denn damit sagen. Ich werde es euch erklären:
Die ersten Infos erhielt ich schon vor ca. einem Monat als ich dem Blindenzentrum in Lomé einen Besuch abstattete. Ich wollte den Sportkurs für die Schüler organisieren und mi wurde schon als Problem für kommendes Schuljahr erläutert, dass die Gymnasiasten nicht mehr im Blindenzentrum beherbergt werden können, da die Organisation, die bisher zahlte, kein Geld mehr gibt. OK, ich hatte die Woche darauf mit dem Direktor des Blindenverbandes von Togo gesprochen und auf meine Frage, wie man dieses Problem regeln würde, antwortete er unbesorgt, man werde Wohnungen für die Schüler suchen, wie das in Kpalimé auch der Fall ist. Grund sei, die Schüler zu mehr Selbstständigkeit zu bewegen. Das hörte sich doch schon viel positiver an, ich war beruhigt. Eine Woche später wurde mir dann von meinen Schülern in Kpalimé die Idee, eine Organisation für die Schüler von den Schülern zu gründen aufgezeigt, und ich wurde gefragt, ob ich Interesse hätte, teilzuhaben. Ich willigte sofort ein, etwas derartiges erhoffte ich mir schon seit langem, ich war allerdings noch skeptisch. Was bewegt die Schüler dazu, jetzt so eine Organisation aufzubauen? Wie soll diese aufgebaut sein? Finanzierung? Wie wird das alles ablaufen?
Einige Tage später wurde ich zu den Fast-Abiturienten gebeten. Sie stellten mir die konkrete Idee der Organisation vor. Nun wurde es klarer und mir wurde endlich der Grund für die plötzliche Gründung dieser Organisation erläutert. Und der Grund ist schon fast ein Zwang für die Schüler, das Steuer selbst in die Hand zu nehmen und etwas zu tun!
Ich komme zu den Details. Das Projekt S.E.I.D.S., in dem ich arbeite, wird seit 30 Jahren von einer italienischen  ONG finanziert. Ein italienischer Freiwilliger hat bis jetzt jedes Jahr auf´s Neue nach Fonds und Spendern gesucht. Jetzt ist er an einem Punkt angekommen, wo seine Kraft am Ende ist und er hat seine Arbeit aufgegeben. Verständlich, das ist eine unglaublich mühselige Arbeit. Aber auch unverständlich. Wie kann die Finanzierung eines so großen Projektes von der Spendersuche einer einzelnen Person abhängen? Das Projekt betreut die blinden Schüler weiterführender Schulen der vier größten Städte Togos (Lomé, Kpalimé, Sokodé, Kara) und kümmert sich um deren Schulgeld, Wohnung, Ernährung, Gesundheit und Schulmaterial. Hierbei muss ich einen neuen Punkt beisteuern, der ein weiterer großer Grund für die Gründung der Assoziation ist. Stichpunkt Korruption…
Während meiner Arbeit in meinem Projekt, stieß ich ständig auf Geldprobleme und damit verbundene Mängel. Die Wohnungen der Schüler sind mangelhaft, es regnet stellenweise rein, die Toilette ist undicht oder auch gar nicht mehr funktionsfähig, die Fenster nicht mehr schließbar, die Mauer auf der Terrasse bricht schon durch dagegen stoßen an einigen Stellen ein, … Ich bekomme tagtäglich die Mangelernährung meiner Schüler mit. Die Eltern schicken ihnen kleine Geldbeträge und auch Reis, Bohnen und Maismehl. Das sind letztendlich die Hauptnahrungsmittel. Fleisch, Obst und Gemüse sehen die Schüler selten und eine Mahlzeit wird oft nur einmal am Tag eingenommen. Wenn die Eltern Probleme haben oder es Schwierigkeiten beim Versenden des Geldes gibt (hier ist es nicht üblich Bankkonten zu besitzen), leiden die Jugendlichen.  Elektrizität müssen die Schüler selbst zahlen, und auch bei Schulmaterial gibt es ständig Engpässe. Blätter werden vom Projekt gegeben, allerdings nicht ausreichend. Die drei Chefs/Verantwortlichen in Kpalimé meinen oft, die Schüler sollen sparsamer mit den Blättern umgehen oder die Schüler seien faul und würden nichts für die Schule tun und die Blätter nur klauen… Hm, diese Aussage von drei Menschen, die sich z.B. in meiner Schule dreimal bis gar nicht während des ganzen Jahres blicken lassen haben. Es seien auch nicht ausreichend Blätter da. So wird auch argumentiert, wenn ich zusätzlich zu den Englisch- oder Deutschbüchern, Aufgaben, Texte oder Vokabellisten für die Schüler in Braille drucken will. Diktiere ich den Schülern genanntes Material, haben diese nicht ausreichend Blätter zum Schreiben und das nimmt unglaublich viel Zeit in Anspruch, die von der Zeit zum Lernen abgeht und was anstrengend für die Hände ist. Weiterhin müssen die Schüler Griffel und Punktschrifttafel (Schreibwerkzeug) selbst zahlen, was dazu führt, dass sie ihr Schreibmaterial seit der Grundschule nicht erneuern. Der Griffel eines Schülers ist jetzt fast komplett abgenutzt, er hat aber kein Geld ein neues zu kaufen. Das sind nur wenige der vielen Probleme, mit denen die Schüler tagtäglich konfrontiert werden. Nicht einfach, da sie auch schon früh das Elternhaus verlassen mussten, um eine Chance auf Schulbildung zu haben. Zurück zu den Verantwortlichen des Projekts. Betreiben sie Korruption? Gibt es wirklich zu wenig Geld? Laut meiner Schüler betreiben die drei Chefs schon seit langem Korruption und das Geld für Lebensmittel, Gesundheit und Schulmaterial bleibt in den Taschen der Verantwortlichen stecken.
Beweise? Schwierig. V.a. hier in Togo. Ich fragte meine Chefs unter anderen Vorwänden nach Berichten und genaueren Informationen des Projektes. Als Antwort bekam ich einen Bericht von vor zehn Jahren mit der Antwort, dass nicht immer alles dokumentiert wird. Merci! Ich muss aber ehrlich sagen, dass ich meinen Schülern mehr Glauben schenke. Sie kennen unsere Verantwortlichen besser als ich und sind seit Jahren unter deren „Obhut“. Sie berichteten mir einiges. Bspw. Sieht das Projekt Essensgeld für jeden Schüler vor und versichert auch Arztbesuche. Es wurden sogar einmal Computer gespendet mit dem Nutzen ein Internetcafé für Blinde zu errichten. Diese befinden sich jetzt in dem Kopierladen der Tochter unseres Chefs, die Aufkleber der italienischen Organisation sind noch gut sichtbar. Weiter möchte ich dieses Thema jetzt gar nicht ausführen, mir geht es in diesem Bericht um unsere neu gegründete Organisation SADEA.
Unsere erste Generalversammlung erfolgte am 07. Juni 2016. Der Großteil der Schüler aus Kpalimé versammelte sich, auch ich war eingeladen. In dieser Versammlung wurde endlich ein Plan, das Vorgehen der Organisation dargelegt. Ein provisorisches exekutives Büro bestand bereits.  Unser Koordinator, ein Abiturient, erläuterte uns alles. Er legte Wert darauf, allen Gründungsmitgliedern klar zu machen, dass das provisorische Büro nötig sei, um sofort mit den Maßnahmen zu beginnen. Im September wird das Büro dann bei der Generalversammlung demokratisch gewählt. Das Büro besteht aus zwei Koordinatoren, zwei Sekretären, zwei Schatzmeistern und einem Rat. Zusätzlich wurde ein Zuständiger für Kommunikation und weitere kleinere Rollen. Für das Startkapital muss jedes Mitglied einen Beitrag von 500 F (ca. 1€) zahlen. Dies ist für die Schüler viel, aber bezahlbar. Als Monatsbeitrag legen sich die Schüler auf 200 F (ca. 30 Cent) fest, mehr ist nicht drin. Wie wird jetzt vorgegangen, um an das heißbegehrte Metall zu kommen? Der benötigte Geldbetrag, um die Fortsetzung der Schullaufbahn von 30-40 Schülern zu ermöglichen, ist enorm.
Eli, unser Koordinator schärft den Schülern ein, jetzt müsse mit allen Mitteln nach Finanzierungen gesucht werden und die Assoziation benötige jeden einzelnen um das gemeinsame Ziel zu erreichen. Gleichzeitig ermutigt er sie auch, denn gemeinsam, mit dem Einsatz jedes Mitgliedes ist dies möglich.
Nun soll so vorgegangen werden, dass Anfragen zu finanzieller Unterstützung an alle möglichen Institutionen gestellt werden. Wir wollen im Inland beginnen und notfalls auch im Ausland anfragen. Weiteres Ziel ist, in ein paar Jahren selbstständig und unabhängig von Spendern und Partnern zu sein. Dazu wollen wir eine Boutique aufbauen, in der Kunsthandwerk der Schüler und Lebensmittel verkauft werden sollen. Außerdem soll mit Feldarbeit Geld eingenommen werden. Weitere Ideen werden sich in nächster Zeit bestimmt entwickeln. Ich habe auch den Verkauf eines  Kochbuchs mit togolesischen Rezepten begonnen. Ahmed besorgt mir dies aus Kara zu einem Freundschaftspreis und ein Anteil des Gewinns geht an die neue Organisation meiner Schüler.
So der Stand Ende Juli 2016.
11-09-2016

1,5 Monate später. Viel ist geschehen, wir haben wahnsinnig viel für die Assoziation gearbeitet. Wir, d.h. fünf der 30 (!) Schüler und ich. Hiermit spreche eines der ersten großen Probleme unserer Assoziation an. Noch bei unserer ersten Generalversammlung versprach jedes Mitglied vollen Einsatz für die Assoziation, zwei bis vier Wochen später verließen alle Schüler Kpalimé um zu ihren Familien zu fahren… Von den meisten hört man nichts mehr und v.a. kein Interesse für die Assoziation. Zwischendurch hatte ich einmal eine Nachricht an jeden Schüler geschickt, in der ich ziemlich aufgebracht erläuterte, wie wichtig die Mitarbeit jedes einzelnen Mitglieds sei. Bis vor ein/zwei Wochen befand sich nämlich noch kein einziger Franc in unserer Kasse und die einzigen, die für SADEA kämpften (hat sich bis jetzt nicht geändert) waren Eli, unser Koordonator, Edmond, Bonadi und Andrim, Gründungsmitglieder, und ich, mittlerweile zur Sekretärin mutiert. In Lomé zeigt sich nur ein Schüler, unser Zuständiger für Kommunikation engagiert.
Ich berichte jetzt mal von vorne. Anfangs schrieben wir Briefe an Kirchen, Krankenhäuser, Mobilfunkanbieter und andere Institutionen und Gesellschaften. Jeden Brief brachten wir persönlich zu den Verantwortlichen. Zu der Zeit war ich teilw. von 7 Uhr morgens bis 18 Uhr abends mit Andrim zu Fuß unterwegs, um Direktoren und Präsidenten zu treffen, die meistens „in einer Besprechung“ waren oder wir uns „um einige Minuten gedulden“ sollten,… Typische Antworten von wichtigen Personen. Leider waren diese ganzen Aktivitäten nicht sehr erfolgreich. Wir beschlossen unsere Vorgehensweise zu ändern, in Kpalimé schien unsere Suche keine Früchte zu tragen. Die Schüler beschlossen, die Arbeit in Lomé, der Hauptstadt Togos, fortzuführen. Sie handelten mit dem Blindenzentrum vor Ort aus, ein Zimmer für einen Monat für eine ganz kleine Gegenleistung zu bekommen. Schließlich machte ich mit Andrim, Edmond und Eli auf den Weg nach Lomé ins Blindenzentrum, wo Augustin, unser Zuständiger für Kommunikation, uns erwartete. Nun begann die Arbeit in Lomé. Um unsere dortige Arbeit zusammenzufassen: wir schrieben mengenweise Briefe und Anfragen, weiterhin an Kirchen, an die Botschaften, an Stars wie Emmanuel Adebayor (togolesischer Fußballstar), an die Ministerien, den Fußballverband, Firmen und alle anderen erdenklichen Institute. Ich blieb nicht die ganze Zeit in Lomé, da in Kpalimé auch Arbeit auf mich wartete. Ich sollte hier ein kleines Grundstück für unsere Boutique organisieren und ich machte weiterhin Anfragen, hauptsächlich an muslimische Persönlichkeiten. Freunde aus meiner Fußballmannschaft, die Kontakte zu den Imams haben, halfen mir. Da diese Gelder aus Saudi-Arabien bekommen, erhoffen wir uns daraus etwas.
Bei einem Malam (höhere Position als Imam) hatte ich bereits Erfolg, wenn auch nur einen kleinen. Dieser gab mir eine kleine Spende mit. Als am erfolgreichsten stellt sich unsere Arbeit in Lomé heraus. Wir waren bei verschiedenen Fernseh- und Radiosendern, um in deren Sendungen einen Aufruf zu starten. Zudem sollen solche Auftritte zur Sensibilisierung der Bevölkerung gelten. Dies ist dringend nötig. Meine Gastschwester (7 Jahre) bspw. hatte anfangs Angst, mich zu meinen Schülern zu begleiten, da sie dachte, sie würde auch erblinden. Ich klärte sie schließlich auf und mittlerweile liebt sie es, bei meinen Schülern zu sein. Ein Radiosender filmte meine Schüler beim Fußballspielen, sie demonstrierten Lesen, Schreiben und auch die Nutzung eines Computers.  Nach einer Sendung riefen bereits mehrere Togolesen an, um etwas zu spenden. Bis jetzt kam aber leider erst eine Spende an.
Neben dieser Arbeit müssen wir uns auch um die Anerkennung unserer Organisation vom Staat kümmern. Dazu haben wir bereits die statuts verfasst und wir sind dabei, die Hausordnung zu schreiben. Zudem bin ich dabei mithilfe eines Freundes eine Homepage einzurichten, wofür allerdings auch noch Finanzierungsmittel fehlen. Linn gestaltete für uns das Logo, welches jetzt nur noch digitalisiert werden muss. Anfragen an deutsche Assoziationen von mir scheiterten leider. Die Standard-Antwort lautete, sie wären nur eine kleine Organisation, die bereits Projekte besitzt und nicht über ausreichend Finanzierungsmittel verfügt, um weitere Projekte zu unterstützen.
Bei meinem letzten Besuch meiner Schüler in Lomé, verfassten wir weitere Projekte. Wir suchen jetzt offiziell nach finanzieller Unterstützung, um zusätzlich zu dem Schulbildungsprojekt ein Landwirtschaftsprojekt zu beginnen und die Boutique aufzubauen. Beide Projekte sollen in einiger Zeit das Schulprojekt finanzieren.
Die Arbeit in Lomé hat uns außerdem neue Mitglieder beschert. Wir bestehen jetzt nicht nur aus Schülern und mir, sondern fördern ebenfalls Studenten. Ein weiteres Ziel von SADEA. Die Förderung und Entwicklung der Bildung von Blinden in Togo, mit inbegriffen Schüler, Studenten, Auzubis,etc. Weiteres wichtiges Ziel ist die Sensibilisierung der Bevölkerung, meiner Meinung nach ein ganz wichtiger Punkt. Dazu sollen in geräumiger Zeit Sport- und Musikprojekte u.a. gefördert und gestartet werden.
So, ich muss es jetzt erstmal dabei belassen. Eine Fortführung meines Berichtes und Neuigkeiten unserer Arbeit sende ich euch das nächste Mal ;)



Montag, 12. September 2016

Noch mehr Fotos ;)

Fenja und ich vor der abfahrt nach Lomé
mal ein typisches Bild von
 einem Bus in Togo

beim Essen auf togolesische Art in unserem
Wohnzimmer :D

Sonntag, 11. September 2016

Fotos
hier noch ein paar Fotos, unabhängig von den letzten Blogeinträgen ;)


Fenja, Linn und ich haben ein altes Schrottauto gefunden
und direkt ein kleines "Fotoshooting"
genacht :P


nochmal ein kurzer Eindruck vom
Haus meiner Gastfamilie

mit meiner Gastschwester Emmanuela im Regen

Sniper sticht Linn ihr Tattoo nach

 11-09-2016

Hallihallo, ich möchte mal wieder aus meinem Alltag ein wenig berichten. Es ist nämlich einiges passiert in letzter Zeit und wir haben Ferien. D.h. vier Monate keine Schule! Das ist echt unglaublich hier. Das erklärt meiner Meinung nach zum Teil die Abiturergebnisse. In Togo haben von allen Abiturienten nur 40 % bestanden!!! Zudem ist es sehr selten, dass ein Schüler kein einziges Mal in seiner Schullaufbahn ein Jahr wiederholen muss. Es ist fast schon normal zwei oder dreimal zu wiederholen.
Wir haben somit auf jeden Fall viel Zeit. Linn und ich sind jetzt umgezogen! :D :D :D :D :D
Wir leben jetzt in unserer Wohnung in einem Gemeinschaftshof. D.h. wir teilen uns den Hof, den Wasseranschluss, Toilette und Dusche mit anderen Familien. Unsere Nachbarn sind sehr nett und angenehme „Mitbewohner“. Wir kochen jetzt immer selbst mit unserem Feueröfchen, holen Wasser vom  Brunnen (was mittlerweile dank Regenzeit nicht mehr nötig ist. Die Tonne wird einfach bei Regen rausgestellt J ) und können ganz unabhängig unseren Alltag gestalten. Wir haben schon oft Freunde zum Kochen eingeladen und müssen uns nicht mehr nur zu unseren Freunden nach Hause einladen. Wir sind superglücklich mit unserer Wohnung und genießen den kleinen neuen Lebensabschnitt, unsere letzte Zeit in Togo.
voilà Linn´s Malkünste, an unserer Wand

Linn und ich trommeln und haben Spaß

Linn und ich beim Fufu-Stampfen

Small Djo und Antoine stampfen bei uns Fufu

Linn und ich in unserem Wohnzinmer

so wird man begrüßt, wenn man unsere Wohnung betritt

unser erstes selbstgekochtes Essen: Pâte mit Baobab-Soße

unsere Wohnung von außen

Linn beim Maiskochen

Andrim hat mit uns Bohnen-Galettes gekocht

ganz am Anfang: Linn und Andrim in unseren
einzigartigen Reifen-Sesseln vor der noch
leeren Wand


Viel Zeit alleine in unserer Wohnung haben wir noch gar nicht verbracht. Die erste Woche hatten wir Besuch von Greta und Azim. Greta war das erste halbe Jahr mit uns in Togo. Sie ist österreichische Freiwillige. Azim ist ihr togolesischer Freund aus Sokodé. Es war eine sehr schöne Zeit mit den beiden, sie haben einen Großteil zu unserer Wohnzimmerdekoration beigetragen (Bilder an der Wand, Pflanzen).
Nach den beiden kamen die zwei Halbschwestern von Linn Toia und Luci für zwei Wochen zu uns. Das war richtig toll. Mit dem gleichen Flug kam auch Fenja´s Mutter Nicole. Wir zeigten ihnen Kpalimé und Umgebung, die togolesische Küche und unser Leben hier und hatten viel Spaß miteinander. Am Ende verbrachten wir alle noch zwei Tage am Strand in Lomé bevor es zum Flughafen ging. Dort konnten wir nochmal richtig entspannen.

märchenhafte Natur

schönes Gruppenbild vor verregneter Landschaft
auf dem Mont Kloto

Linn, Luci, ich und Toia

in action 
alle zusammen in Lomé am Strand,
glücklich und zufrieden mit Kokosnüssen :D


ein gemütlicher Morgen bei Michael, einem
Entwicklungshelfer in Kpalimé


Was kann ich noch zu unseren Ferien sagen? Wir machen gerade eine Pause, was den Trommel- und Balafonunterricht betrifft, da unser Balafonlehrer zu seiner Frau nach Deutschland gegangen ist. Wir sind jetzt auf der Suche nach einem neuen Lehrer.
Was Sport betrifft, mache ich auch nicht sehr viel, da meine Schmerzen (vermutlich in den Nerven) mich daran hindern. Zudem finde ich nicht die Zeit. Ich habe sehr viel Zeit mit meinen Schülern in Kpalimé, sowie Lomé verbracht, um für die Assoziation zu arbeiten und habe mehrere Krankenhäuser abgeklappert, um meinen Schmerzen auf den Grund zu gehen. Zudem muss jetzt auch noch mein Herz untersucht werden aufgrund unregelmäßigen Schlagens. Mein Körper macht also einige Probleme, dafür bin ich aber weiterhin sehr selten krank.
in der Boutique


Linn und ich verbringen seit Ferienbeginn sehr viel Zeit in der Boutique von Antoine, Sky und Small Djo, sehr guten Freunden von uns. Das ist immer sehr schön. Wenn wir in der Stadt etwas zu erledigen haben und eine Pause brauchen, können wir uns zu ihnen setzen und das Stadtgeschehen beobachten. Oder wir spielen Avalé, ein traditionelles Spiel.
Blick aus der Boutique auf die Hauptstraße von Kpalimé,
bei Regen!




Ichane (Spielerin, die wie ich in Kpalimé wohnt) und ich
Stadion :D
die Mädels beim Aufwärmen
mein Team auf dem Platz


Mit meinem Fußballteam aus Lomé spielen wir jetzt bei einer Meisterschaft mit. Das Eröffnungsspiel war im großen Stadion in Lomé, in dem es den einzigen Kunstrasen in ganz Togo gibt. Leider durfte ich nicht spielen, da der togolesische Fußballverband Probleme mit der Spielerlaubnis machte. Da ich in Deutschland schon in einem Verein spiele, bräuchte ich eine internationale Spielerlaubnis, um hier bei offiziellen Turnieren und Spielen spielen zu können. Wir hoffen jetzt, dass es für die nächsten Spiele klappt, sofern ich überhaupt spielen kann mit meinen Verletzungen.

Freitag, 9. September 2016

29-07-16 III

So, jetzt erzähl ich euch noch von unserem Aufenthalt in Kara. Wir hatten dort mit mehreren Freiwilligen für einen Monat ein Zimmer gemietet, da das wesentlich billiger ist als in einer Pension zu übernachten. Ich war dort mit Linn, Fenja, Lotti, Lisa (eine Freiwillige von einer anderen Organisation) und Johanna (französische Freiwillige). Die anderen hatten sich schon die Vorrunde von Evala angeschaut, was wesentlich spannender als das Finale gewesen sein sollte. Das Finale war an einem sehr verregneten Samstag, was uns aber nicht davon abhielt, dorthin zu fahren. Das Gelände war riesig und es gab massenweise Essen- und Werbestände von den Mobilfunknetzen, die immer überall, wo es möglich ist, Werbung machen, und von Joghurtmarken, Handyanbietern, etc.
Fenja und ich schlenderten vor Beginn des Finales über das Gelände und setzten uns auch ein Weilchen zum Essen an einen Stand. Das stellte sich als unser großes Pech heraus, denn dort wurde Fenjas Tasche mit ihrem Handy und ihrem Portemonnaie geklaut. Wir machten uns direkt auf die Suche, liefen an mehrere Werbestände, machten einen Aufruf über das Mikro und sprachen mit den Polizisten und Security-Mans. Aber keine Chance, in so einem Trubel eine Tasche wieder zu finden… Das war leider kein sehr schönes Erlebnis. Wir schauten uns dennoch den finalen Kampf an, was wir allerdings nicht sehr genossen durch den unangenehmen Zwischenfall, den Regen und die Kälte. Außerdem war es nicht allzu spannend :P Abends setzten wir uns noch in eine Bar und so endete auch schon unser Wochenende in Kara.


29-07-16 II
Wovon möchte ich euch noch erzählen? Von meiner kleinen Reise in den Norden mit ganz verschiedenen Etappen…
Ziel meiner Reise war das traditionelle Fest Evala in Kara. Dieses Fest ist eher eine Meisterschaft einer traditionellen Kampfsportart, die zwischen mehreren Dörfern ausgetragen wird. Da mich Kampfsport nicht so sehr interessiert, fuhr ich nur für das Finale nach Kara.



Sesamfeld *
Das für mich interessantere waren meine Etappen auf dem Hin- und Rückweg. Auf dem Weg nach Kara, machte ich Halt in Kpalongo, dem Dorf eines meiner Schüler. Dort blieb ich für 3 Tage und es lohnte sich. Das war eines meiner schönsten Erlebnisse hier, wenn auch sehr unspektakulär. Ich bekam das erste Mal das richtige Dorfleben mit und lernte viel über Landwirtschaft und den Anbau von Mais, Soja, Erdnüssen, Hirse, … 



Sesamfrucht geöffnet -> Sesamsamen *
Die Sesampflanze und -frucht (kürbisähnlich) *
Célestin, der Schüler, spazierte sehr viel mit mir durch das Dorf und die Felder, um mir alles zu zeigen. Ich lernte seine ganze Familie kennen und konnte die Arbeit auf dem Feld beobachten. Ich fand es sehr beeindruckend, wie lange v.a. die Männer, aber auch Frauen, auf dem Feld arbeiteten. Sie machten sich frühmorgens auf den Weg und kamen erst in der Abenddämmerung wieder zurück. Und so etwas wie Ruhetage kennt man nicht. 























meine selbst geerntete Erdnusspflanze
(wachsen unter der Erde wie der Name sagt)



















Célestin und ich beim Tchouk-Trinken (aus der Kalabasse)


















Von den Dorfleuten wurde ich jedes Mal auf´s Neue sehr nett empfangen. Mir wurde unglaublich viel Tchouk (Hirsebier) und Soja, sowie Erdnüsse angeboten. Das wurde teilweise sehr anstrengend, da dort Tchouk wie Wasser getrunken wird, was ich allerdings nicht gewohnt bin. Und ablehnen, was einem angeboten wird, geht nicht :P naja, so drehte sich teilweise die Welt ein bisschen…



in der "Tchoukbar" ist immer viel los

im Hof von der Familie von Célestin
































Das zu meiner ersten Etappe. Die zweite Etappe machte ich auf dem Rückweg von Kara. Ich machte wieder Halt im Dorf eines Schülers. Linn begleitete mich. Das Dorf Andrimkopé (nach dem Familiennamen Andrim meines Schülers benannt) liegt weiter im Norden und ist sehr muslimisch geprägt, sowie viel kleiner als Kpalongo. Dort lief der Empfang schon ganz anders ab. Die Dorfbewohner begutachteten uns eher verschüchtert und wir hatten in den ersten Stunden ständig eine Schar von ca. zwanzig Kindern um uns herum, die uns neugierig beobachteten. Hier spazierten wir nicht so viel herum, da einmal die Zeit nicht reichte und es etwas komplizierter gewesen wäre, da Andrim vollständig blind ist und die anderen Dorfbewohner auf dem Feld arbeiten mussten (Célestin hat nur eine leichte Sehbehinderung). Wir verbrachten aber trotzdem eine schöne Zeit dort. V.a. der Abend war wunderschön. Wir saßen um die Feuerstelle mit der Schwester von Andrim´s Bruder, die alle bekochte und ein paar Kindern und genossen den ruhigen Abend. Später fingen Linn und ich an, mit Andrim zusammen einige Lieder zu singen. Am nächsten Morgen begleiteten wir Andrim´s Schwestern noch auf´s Feld, um einige Maiskolben zu ernten, die Linn und ich nach Hause nehmen durften und dann ging es für uns auch schon wieder zurück.

 
Andrim, Linn und ich :)

Gruppenfoto mit den Kindern von der Frau von Andrims Bruder (r.)
29-07-16
Es gibt schon wieder viele viele Neuigkeiten, gerade passiert so viel ! Ich muss euch also unbedingt mehr erzählen, jetzt in den Ferien habe ich auch endlich ein bisschen mehr Zeit zum Schreiben :D
Erstmal zum Fest des Ramadans:
Das war ein Fest! Ich plante dies komplett mit Ahmed und Djibril. Unser Plan war, morgens zum riesigen Gebet auf einem Hügel in Kpalimé zu gehen, zu dem fast alle Muslime aus Kpalimé gehen. Danach planten wir bei Ahmed zu kochen, mittags Fufu mit Erdnusssoße und danach Reis mit Gemüsesoße. Abends wollten wir dann noch etwas trinken gehen.  Am Vortag wurden die Einkäufe getätigt und ich machte mich auf die Suche nach einem schönen Kleid, ein Kopftuch konnte ich mir von der muslimischen Familie der großen Boutique um die Ecke leihen, schöne Sandalen hatte Fenja für mich. Fenja und Linn halfen mir auch bei der Auswahl des Kleides, es  gab viele sehr schöne und die beiden bekamen gleich Lust, auch richtig mitzufeiern und zu beten :D
Am nächsten Morgen stand ich früh auf, um zu Ahmed zu gehen. Dort frühstückten wir (sehr komisches Gefühl im Hellen zu essen und zu trinken) und warteten auf Djibril und Damane, einen weiteren Freund. Es stellte sich heraus, dass das Gebet erst um 10:00 stattfand. Djibril tötete noch zwei Hühner für das spätere Festmahl und zeigte mir die Bet-Bewegungen, damit ich nicht ganz verloren beim Gebet dastehen werde. Schließlich kleideten wir uns an, bewunderten uns gegenseitig, schossen die ersten Fotos und machten uns auf den Weg zum „Chateau“. Wir fuhren mit Ahmeds Auto und die Stimmung war super, die drei stimmten eine Art Gebetsgesang an, den wir den ganzen Weg bis zum Gebetsplatz sangen. Oben angekommen trennten wir uns und ich folgte zwei Frauen, die mich nett begleiteten. Das Gebet war richtig toll, es beteten unglaublich viele Menschen gleichzeitig, aber leider dauerte das nur zwei Minuten und danach ging es wieder zurück, schade! Wir fuhren also wieder nach Hause und dort wurde schon fleißig von Ahmeds nicht-muslimischer Schwester und zwei Aushilfen das Essen zubereitet. Zum Essen war jeder eingeladen. Es kamen ganz viele Freunde, Linn und wir holten sogar einige meiner Schüler zu Hause ab. Den Rest des Tages ließen wir uns das unglaublich leckere Festmahl schmecken und spätnachmittags ging der Großteil nach Hause. So konnten Linn, Djibril, Ahmed und ich uns ein wenig ausruhen, das EURO-Spiel anschauen und uns fertig machen zum Ausgehen. Nach der Bar gegen 1:00 nachts gingen wir zu Ahmed und ich begann den Fehler, mit Djibril noch eine Menge Reis zu essen. Das führte dazu, dass sich am nächsten Morgen mein ganzer Magen entleerte ...  Kein schönes Erlebnis :/ Ich lag also erstmal den ganzen Folgetag flach, das kommt davon, wenn man zu viel feiert. Alles in allem war der Ramadan aber ein wunderschönes und spannendes Erlebnis für mich.

Voilà ein paar Fotos von mir als Muslimin ;)

Djibril zeigt mir wie man sich vor dem Gebet wäscht

mit Djibril (l.) und Ahmed (r.) bei Ahmed im Garten


oben auf dem Berg bei der großen Moschee habe ich nach
dem Gebet zwei Spieler aus meiner Fußballmannschaft
getroffen








Samstag, 30. Juli 2016

29-06-16 Salam aleikum!

Maleikum salam… Ich schreibe euch am Ende des Ramadans, dem muslimischen Fastenmonat. Ich hatte die Spontanidee, das Fasten mit meinen muslimischen Freunden hier einfach mal für ein paar Tage auszuprobieren. Geplant waren nur ein paar Tage und ohne auf Flüssigkeitszufuhr zu verzichten. Letztendlich bin ich am Ende des Monats immer noch dabei und habe nur an den ersten zwei Tagen was getrunken. Jetzt möchte ich das auch zu Ende führen.
Beim Ramadan fastet man zwischen Sonnenauf- und untergang, d.h. das ist hier gar nicht so schwer wie in Deutschland, da abends die Sonne schon um 18:00 untergeht. Ich stehe also jeden Tag um 4 Uhr morgens auf, wenn es noch dunkel ist, trinke ausreichend und nehme eine Mahlzeit ein, die ich am Vorabend auf der Straße gekauft habe. Zeit zum Essen habe ich bis 4:30, danach geht es nochmal ins Bett wenn ich die Zeit habe. Tagsüber muss ich mich dann um´s Essen und Trinken gar nicht sorgen, denn das gibt es erst wieder um 18:15. Um die Uhrzeit trinkt man etwas und nimmt eine Frucht zu sich, danach eine Bouillie (Art Milchreis ohne Milch) oder Tee o.ä. Erst ein/zwei Stunden später sollte man dann schweres Essen zu sich nehmen, und das stimmt wirklich! Ich kann das leider bezeugen. Habe am Anfang einmal ohne vorher etwas leichtes zu mir zu nehmen, mir den Bauch mit einer Riesen-Pate und daraufhin noch Couscous und Koliko vollgeschlagen, ich konnte mich nicht mehr bewegen und musste mich fast erbrechen :D So macht man seine Erfahrungen, ist auf jeden Fall nicht nochmal vorgekommen :P
Daraufhin sind mir öfter noch kleine Fehler passiert. Ich habe festgestellt, dass das Fasten im Laufe der Zeit den Körper ziemlich ermüdet und man einen unglaublich tiefen Schlaf hat. Mittlerweile habe ich mir fünf Wecker gestellt, damit ich nicht wie schon dreimal verschlafe. Verschlafen heißt dann leider gar kein Essen und das ist dann doch etwas hart… und auch nicht der Sinn des Ramadans, wie mir meine Freunde erklärt haben.
Es ist auf jeden Fall sehr interessant und ich komme durch das Fastens ins Gespräch mit ganz vielen Menschen und lerne viel über den Islam. In meinem Viertel und bei meinen Freunden werde ich schon Philinetou (muslimische Endung für Mädchennamen) und Muslimin genannt. Meine Schwester Emmanuela ist unglaublich süß, was da betrifft. Sie sagt mir immer wieder, dass sie mit mir zusammen Ramadan macht, aber einen Ramadan für Kinder, weil sie z.B. um 15:00 etwas gegessen hat.  Wir haben schon öfter zusammen um 18:30 die Bouillie zu uns genommen und letztens bin ich nach Hause gekommen und sie kam mir mit einem Pullover als Kopftuch auf dem Kopf entgegen. Manchmal will sie auch unbedingt ihr Essen mit mir teilen und versteht nicht, dass ich nichts essen möchte wegen dem Ramadan. Schlussendlich mag ich total die Gemeinschaft der Muslime während des Ramadans. Sie beten gemeinsam, essen und trinken zu gleichen Zeiten und oft auch gemeinsam. Zudem ist der Ramadan auch ein Monat der Großzügigkeit, was ich auch versuche zu leben. Man teilt alles, und die Moscheen bieten abends sogar kostenlos Essen an alle, die möchten aus. Jetzt bin ich gespannt auf das große Fest am Ende. Dort werde ich mit Ahmed und Djibril, zwei sehr guten Freunden, zur Moschee gehen (natürlich mit Kopftuch ;) ).

Sommerferien :D

Hier ist das Schuljahr jetzt schon so gut wie zu Ende und es geht in die langen Sommerferien (bis Mitte September! ). Letzte Woche haben die Terminalisten ihr Abitur geschrieben und jetzt warten alle Schüler auf ihre Resultate. Meine Schüler sind größtenteils trotzdem schon zu ihren Familien auf´s Dorf abgereist. Ich werde dann die Zeugnisse für sie entgegennehmen. Der Abschied war schon komisch, ich meine ich sehe sie jetzt ca. 2 ½ Monate nicht mehr und vor ihrer Abreise war ich jeden Tag mit ihnen zusammen und habe teilweise selbst bei ihnen übernachtet. Als ich den letzten meiner sechs Schüler verabschiedet habe, sind mir ehrlich gesagt schon fast die Tränen gekommen. Ich habe sie einfach zu doll lieb :P Ich kann mich aber ein wenig vertrösten, denn ich habe vor, sie in den Ferien zu besuchen, um ihre Familien, das Dorfleben kennen zu lernen und z.B. mit ihnen auf´s Feld arbeiten gehen.
Zudem werden einige Schüler der anderen weiterführenden Schule in Kpalimé bleiben, die habe ich auch schon alle ins Herz geschlossen und wir haben schon viele Aktivitäten für die Ferien geplant.

Cyber

Mit meinem Internetcafé-Projekt komme ich jetzt endlich voran. Ich habe zwar immer noch nicht das gute Programm bekommen, habe aber einfach ein Gratisprogramm aus dem Internet heruntergeladen und auf drei PC´s installiert. Neues Problem: ich kann die Ausbildung immer nur mit jew. drei Schülern ausführen und der Chef des Cybers meinte, wir müssten auch während der Ausbildung normalen Nutzungstarif bezahlen. Das können die Schüler sich nicht leisten. Ich habe daraufhin meine Chefs gefragt, ob ich das Programm auf unserem Computer installieren könne, denn in der Schule könnte ich mit den Schülern arbeiten, wann und wie lange ich will. Meine Chefs haben abgelehnt, was den Hauptcomputer betrifft, da dieser nicht manipuliert werden darf (mit diesem drucken wir die Bücher und Arbeiten in Braille aus). Sie meinten jedoch, sie hätten noch einen ganzen Computer, inkl. Tastatur und Maus. Den würden sie seit langem nicht mehr benutzen, ich könne mit diesem also machen was ich will. Das war mal eine super Nachricht. Leider stellte sich heraus, dass die Tastatur und der USB-Anschluss nicht funktionieren, das Programm habe ich trotzdem schon mal darauf installiert. Da Blinde aber nur mit der Tastatur arbeiten, kommen wir so erstmal nicht weiter. Ich muss jetzt jemanden finden, der uns das kostenlos repariert, das wird nicht leicht.
Glücklicherweise bietet das Blindenzentrum in Lomé diese Ferien eine kostenlose Informatikausbildung für die Schüler an, was uns natürlich super passt. So haben alle Schüler die Möglichkeit, sich dort auszubilden und in Kpalimé ihre Kenntnisse anzuwenden.

Freizeitaktivitäten   

Ja, unser Finale in Lomé… haben wir leider verloren L Ich war aber trotzdem unglaublich zufrieden. Das war spielerisch gesehen unser bestes Spiel im ganzen Turnier und man hat gemerkt, wie sich das Zusammenspiel des ganzen Teams verbessert hat. Bei den ersten Spielen wurde teilweise der Ball nur herumgebolzt, im Finale fingen die Mädels an, schnelle Pässe zu spielen und die erste Halbzeit dominierten wir sogar das gegnerische Team. In der zweiten Hälfte fehlte uns dann die Kraft (wir spielten wieder auf dem Sandplatz, mega anstrengend!). Ich konnte leider auch nicht alles geben, da ich krank war.
Das Training mit meinem Jungsteam in Kpalimé läuft zur Zeit mittelmäßig, da unser Platz leider zu einem Feld geworden ist, das Gras ist mittlerweile einen Meter hoch und da ist es echt nicht einfach einen Pass zu spielen. Wir haben jetzt einen Rasenmäher aus Lomé beauftragt, den Rasen zu mähen, richtig teuer  und dauert mittlerweile schon fast zwei Wochen, aber gut, wenigstens fangen wir dann endlich bald mal wieder mit dem Training an. Alleine trainieren macht mir keinen Spaß. Ich habe die letzte Zeit ein paar Mal mit Djibril und Ahmed trainiert und auch mit Fenja, meinen Schülern und alleine, um zumindest ein bisschen in Form zu bleiben.

Jetzt zu meinen musikalischen Aktivitäten. Beim Trommeln sind Linn und ich jetzt nur noch zu zweit, es macht aber trotzdem Spaß und mittlerweile macht es teilweise sogar Spaß Soli zu spielen, das war am Anfang immer der absolute Horror! :D
Zudem habe ich eine supertolle fantastische Neuigkeit!!! Linn und ich haben eine Gruppe in Kpalimé gefunden,  die zwei Balafon-Spieler haben. Das Balafon ist das xylophonartige Instrument, in das ich mich in Burkina verliebt habe und das in Togo gar nicht fabriziert wird und selten gespielt wird. Wir haben gefragt, ob wir das Instrument lernen können und jetzt haben wir zweimal die Woche Unterricht bei Sam, einem der beiden Balafon-Spieler :D :D :D
Ich bin überglücklich und der Unterricht macht superviel Spaß!!! Da ist für mich ein kleiner Traum in Erfüllung gegangen ;)
     




















































Freitag, 13. Mai 2016

13-05-2016

Neben der Reise möchte ich euch von der Weiterentwicklung meiner Projekte und sonstigem berichten. Zudem gibt es noch eine andere Neuigkeit…
Ich komme erstmal zu der großen Neuigkeit, die die meisten von euch allerdings schon längst mitbekommen haben :P
Schon vor einem halben Jahr kam bei Linn und mir die Überlegung auf, zu verlängern, vor drei Monaten haben wir den endgültigen Entschluss gefasst und Anfang Mai, den Vertrag unterschrieben. D.h., unsere Rückkehr wird sich um ein halbes Jahr, auf Januar, verzögern :D
Gründe gibt es einige. Einmal gefällt es uns hier sehr sehr gut. Wir lieben die Kultur und wollen unbedingt noch mehr kennen lernen. Deshalb haben wir auch entschieden, unsere Gastfamilien zu verlassen und uns für 6 Monate ein einfaches Zimmer zu mieten und selbst zu kochen, den Haushalt zu schmeißen, die Einkäufe zu organisieren, etc. So haben wir die Möglichkeit noch einmal eine etwas andere Seite des Lebens hier kennen zu lernen. Darauf freuen wir uns schon riesig und unsere Zimmersuche hat auch schon begonnen.
Ein weiterer Grund sind unsere Projekte. Was mich betrifft, habt ihr bestimmt schon in meinen bisherigen Berichten festgestellt, dass ich unglaublich gut mit meinen Schülern klarkomme und meine angefangenen Projekte noch nicht fertiggeführt sind. Ich brauche unbedingt noch Zeit für meine Projekte. Das Sportprojekt möchte ich so weit bringen, dass es selbstständig läuft. Meine Schüler sind immer motivierter und lernen jedes Mal viel Neues dazu. Mittlerweile haben wir mit der Disziplin Sprint begonnen und das klappt so viel besser als ich erwartet hatte. Als ich das erste Mal die neue Disziplin mit meinen Schülern ausprobieren wollte, hatte ich ehrlich gesagt ein bisschen Angst, dass das schief gehen würde und die Verletzungsgefahr zu hoch ist. Ich war mir auch nicht sicher, wie man sie am besten daran führen könnte und wie man letztendlich den Sprint durchführen sollte. Die Einheit stellte sich jedoch als super erfolgreich heraus. Was die Übungen und die Umsetzung betrifft, steuerten meine Schüler selbst tolle Ideen bei und so begannen wir mit Steigerungsläufen, um dann mit den Sprints zu beginnen. Wir teilten uns in zwei Gruppen auf und posierten uns in einem Abstand von ca. 30 m. Schließlich rief Gruppe 1 den Namen eines Schülers aus Gruppe 2 auf. Dieser musste zu Gruppe 2 sprinten, diese umkreisen und wieder zu seiner Gruppe zurück. Orientieren konnte er sich jeweils an den Rufen und dem Klatschen, der Gruppe, auf die er gerade zu sprintete. Das machte den Schülern extrem viel Spaß und die meisten hatten überhaupt keine Angst, hinzufallen oder zu stolpern und gaben alles. Noch mehr motivieren konnten wir (Linn war auch dabei) sie dann, als wir bei jedem Schüler die Zeit maßen, sie wollten gar nicht mehr aufhören. Die Zeit messen wir jetzt jedes Mal und schreiben alles genau auf, um den Schülern ihre Fortschritte zu zeigen und sie zu motivieren, sowie auf die Wettkämpfe vorzubereiten.
Was den Fußball betrifft, geht es nicht ganz so schnell voran, weil uns oft die Zeit fehlt, das Fußballspielen richtig zu trainieren. Ich hänge aber oft ans Ende des Kurses eine kleine Fußballübung an, was sie zumindest schon mal an den Ball gewöhnt und die Technik schult.
In anderen Bereichen, sind meine Schüler momentan auch unglaublich erfolgreich. In der Schule sind zwei Schüler jeweils Klassenbester und die anderen befinden sich auch unter den ersten drei Rängen. Die Lehrer loben diese immer wieder und man muss wirklich sagen, wie bewundernswert ihr Ehrgeiz und ihre Ausdauer ist. Sie geben wirklich nie auf. Für die Arbeit zu Hause, habe ich ihnen jetzt Schulbänke organisiert, damit sie nicht mehr auf dem Boden arbeiten müssen. Hierbei muss ich unseren Chef der ONG vor Ort loben, der uns diese gespendet hat.
Zudem habe ich mit zwei Schülern begonnen, Lauftraining mit dem Blindenstock zu machen. Darauf sind wir gekommen, als ich ihnen ein bisschen vorgejammert habe, dass es extrem anstrengend für mich ist, für den Sportkurs immer alle Schüler von zu Hause abzuholen. Das kostet mich oft 5-6h und kann auf Dauer nicht so weitergeführt werden. Ich habe mit ihnen überlegt, ob es nicht irgendeinen Weg gibt, den sie ohne Gefahren alleine gehen könnten. Es stellte sich heraus, dass man die große Straße überqueren muss und den Verkehr nicht umgehen kann. Ganz spontan beschlossen wir, es trotzdem einfach mal auszusetzen, solange ich dabei bin, kann ja nichts passieren. Wir marschierten los, ich schon ein bisschen abgesetzt von den beiden. Und ich muss sagen, die beiden meisterten die Aufgabe unglaublich toll! Teilweise waren sie sogar etwas übermotiviert und ich musste aufpassen, dass sie mir nicht abhauen oder einfach ohne anzuhalten eine große Kreuzung überquerten. Sie achteten aber auf meine Hinweise den Blindenstock richtig zu benutzen und wir erkundeten gemeinsam gefährliche Stellen, Kreuzungen und auch das Überqueren der Straße lernten die beiden, alleine zu meistern. Wir führten die Übung noch zweimal durch, wobei ich beim dritten Mal eigentlich nur noch hinter ihnen herdackelte und sie mich gar nicht mehr brauchten. Danach war ich ehrlichgesagt ein bisschen stolz auf die beiden und diesen merkte ich auch den Stolz und die Freude an, einen großen Schritt Richtung Selbstständigkeit und Unabhängigkeit gemacht zu haben. Sie können jetzt in die Kirche gehen, wann und wie lange sie wollen, ihre Freunde jederzeit besuchen, ins Blindenzentrum gehen und zum Sportkurs kommen sie auch selbst. Ich kann mir vorstellen, dass das für euch gar nicht so besonders klingt, aber hier ist es für einen Blinden wirklich extrem schwierig, sich alleine in der Stadt fortzubewegen. Der Straßenverkehr ist nicht sehr organisiert, es fahren sehr viele Motos herum, die Straßen sind nicht ausgebaut, teilw. Sandpisten oder durchlöcherte geteerte Straßen; oft ist mit dem Blindenstock nicht „erfühlbar“, wo die Straße endet, wo man sicher laufen kann, wann eine andere Straße kreuzt u.s.w. Als nächstes möchten die beiden auch lernen auf den Markt zu gehen, was noch mal eine ganz andere Dimension ist, aber mittlerweile glaube ich, dass alles möglich ist, wenn man nur will.

Mein Cyber-Projekt liegt leider ein bisschen brach. Es sind Probleme bei der Beschaffung des Computerprogramms aufgetreten. Aufgegeben ist das Projekt aber noch nicht. Mein Ziel ist, dieses noch vor den Sommerferien fertig zu bringen.

In den Sommerferien werde ich vermutlich noch ein weiteres Projekt unterstützen. Und zwar hat mich der Verantwortliche der ONG „Sport pour tous“ (Sport für alle) bezüglich eines Mädchenfußballprojektes angesprochen. Im Moment gibt es nämlich leider keine Frauenfußballangebote in Kpalimé. In Lomé bspw. gibt es mittlerweile einige, was bereits ein gutes Zeichen ist. Wir möchten in den Sommerferien beginnen, Training anzubieten und dann Stück für Stück eine Mädchen- und Frauenmannschaft aufbauen. Meine kleine Gastschwester wäre schon mal dabei, sie möchte unbedingt Fußball spielen :P

Linn wird nicht in ihrem Projekt weiterarbeiten. Sie hilft jetzt unserer ONG ein vor zehn Jahren geschlossenes Waisenhaus wieder auf zu bauen. Dafür ist schon alles geplant und das Grundstück, sowie das Haus sind schon vorhanden. Es fehlen nur noch Finanzierungsmöglichkeiten. Linn ist mit einem deutschen Pfarrer in Kontakt getreten, der solche Projekte hier in Togo unterstützen möchte, indem er nach Sponsoren in Deutschland sucht.

Wie ihr seht, stecken wir beide mitten im Planen von Projekten drin und möchten diese ungern aufgegeben. Um das Geld für die Verlängerung zusammen zu kriegen, starten wir bald eine Crowdfunding-Aktion. Wir sind schon fleißig dabei, ein kleines Video dafür zu drehen.
Ich erzähle jetzt noch ein wenig von meinem Alltag, da gab es auch schon länger nichts Neues mehr.
Mit Fenja verstehe ich mich richtig gut und auch in meiner Familie bin ich mittlerweile sehr glücklich. Wir sitzen manchmal zusammen draußen, reden und lachen viel. Fenja gehört mittlerweile zur Freundesgruppe und wir machen oft was zusammen. Es freut mich, dass sie auch super motiviert und für alles zu begeistern ist.
Mittlerweile kochen wir ungefähr alle zwei Wochen mit Freunden zusammen, um kochen zu lernen und einfach Spaß zu haben. Von einem Freund habe ich sogar ein togolesisches Kochbuch bekommen !!! (das einzige)Dieses ist unglaublich toll!!! Wir sind alle total begeistert von den Rezepten und das Buch ist zudem super aufgebaut.
Gesundheitlich geht es mir richtig gut, ich bin mittlerweile gar nicht mehr krank, obwohl ich keine Rücksicht beim Essen oder Mücken betreffend nehme und mich sehr selten ausruhe. Das kommt bestimmt vom Fußballtraining, was ziemlich hart geworden ist. Wir trainieren jetzt immer in der Mittagshitze und unser Trainer hat absolut kein Mitleid mit uns. Es macht trotzdem sehr viel Spaß. Ich spiele jetzt außerdem seit einigen Wochen in einer Frauenmannschaft in Lomé mit. Diese haben mich für eine Meisterschaft in Lomé eingeladen, bei ihnen auszuhelfen und am Wochenende spielen wir sogar das Finale! :D
Mir fällt momentan nichts mehr ein, was ich noch schreiben könnte. Ich werde nächste Woche noch Photos nachschicken, von Ausflügen etc. Dann kann ich dazu noch ein paar Kleinigkeiten schreiben.

Soweit so gut, ich wünsche euch einen ganz tollen Start in den Sommer, endlich müsst ihr uns hier in Togo nicht mehr um die Wärme beneiden :P